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Julie Larson-Green zeichnet für die Weiterentwicklung von Microsofts Betriebssystem Windows verantwortlich.

Foto: dapd

Seit 1995 haben Benutzer eines Windows-Rechners eine ähnliche Umgebung vorgefunden. Mit Windows 8 hat Microsoft das nun radikal geändert. Im Interview mit der "Technology Review" erklärt die neue Chefin der Windows-Entwicklung, Julie Larson-Green, wieso es für Microsoft an der Zeit war, das populäre Betriebssystem zu ändern.

Andere Erwartungen

Vor 25 Jahren habe man noch vollkommen andere Erwartungen daran gehabt, was man mit einem Computer mache und wie man damit umgehe. Ein PC sei auf einem Schreibtisch gestanden, mit einem Monitor; Nutzer öffneten auf ihrem Windows-Computer Fenster, schoben diese beiseite und öffneten weitere.

Live-Kacheln

Mit Windows 8 sei das alles radikal anders geworden. Über die Live-Kacheln stehe nun alles gleichzeitig zur Verfügung. Anstatt nach den Informationen erst suchen zu müssen, würden sie nun auf einen Blick präsentiert. Ein Touchscreen sei dafür eine sehr natürliche Art der Interaktion. Auf dem Laptop und selbst auf einem Desktop würden man bald die Touchbedienung für jene Aufgaben nutzen, mit denen es sinnvoll sei.

Touchscreen-PCs verkaufen sich schneller

In Zukunft werde es nach Ansicht von Larson-Green zwar aus Kostengründen weiterhin Rechner ohne Touchscreen geben, die Mehrheit werde aber damit ausgestattet sein. Computer mit Touchscreens würden sich schon jetzt schneller verkaufen. Wenn man ein derartiges Gerät einmal in Verwendung habe, sei es schwer wieder zurückzugehen.

Planung bereits vor iPad

Den Vorwurf, dass Windows 8 eine Antwort auf Apples populäres iPad sei, weist die Windows-Chefin zurück. Die Planung zum neuen Betriebssystem habe bereits im Juni 2009 begonnen, noch bevor das erste iPad offiziell vorgestellt worden war. Sie selbst habe das iPad erst gesehen, als das Design für Windows 8 abgeschlossen gewesen sei.

Ähnliche Ansätze wie Apple

Viele von Apples Ansätzen für die mobile Computer-Nutzung und den Einsatz von Touch seien aber ähnlich zu Microsofts Ideen. Es gebe aber auch klare Unterschiede. Anstatt der von iOS bekannten statischen Icons habe Microsoft die Live-Kacheln entwickelt, die Inhalte dynamisch am Desktop anzeigen.

Kritik an Testern

Microsoft habe sich bewusst dafür entschieden, den klassischen Desktop beizubehalten. Mit einem Finger erreiche man nie die Präzision einer Maus. Und es werde immer einfacher sein, auf einer Hardware-Tastatur als auf Glas zu tippen. Für Personen, die Windows 8 nur für Testzwecke kurze Zeit ausprobieren, und Heavy-User der älteren Systeme, sei es oft schwer auf die Neuheiten einzugehen. Das treffe vor allem auf die Technik-Medien zu, lässt Larson-Green leichte Kritik an der Berichterstattung anklingen.

Zwei Tage bis zwei Wochen Umgewöhnung

Ähnlich wie bei der Einführung des Ribbon-Interfaces bei Office sei auch die Umgewöhnungsphase an die neue Bedienung von Windows 8. Nutzer würden durchschnittlich zwischen zwei Tage und zwei Wochen benötigen. Eigene Untersuchungen hätten aber auch gezeigt, dass viele Personen sofort ohne Probleme damit zurecht kämen. Zur Verbesserung können Nutzer freiwillig an einem Feedback-Programm teilnehmen, wenn sie einen Windows-PC nutzen. So habe sich auch gezeigt, dass Nutzer des klassischen Desktops nach etwa sechs Wochen damit beginnen würden, neue Dinge auf ihrem Computer auszuprobieren.

Surface als Langzeit-Produkt

Mit den eigenen Surface-Tablets habe Microsoft sowohl den Konsumenten als auch der Industrie zeigen wollen, wie ein Rechner für Windows 8 aussehen sollte. Surface sei für den Konzern ein Langzeit-Produkt. Das Gute an Windows sei jedoch, dass es für Kunden immer eine Wahl zwischen mehreren Geräten gebe, die von Hardware-Partnern stammen. (red, derStandard.at, 16.12.2012)