Kairo - Wenige Stunden nach Beginn des Referendums über den umstrittenen Verfassungsentwurf in Ägypten hat die Opposition der islamistischen Muslimbruderschaft Fälschung vorgeworfen. "Das Ausmaß der Manipulationen zeigt den klaren Willen der Muslimbrüder, den Willen der Wähler zu verfälschen, um die Verfassung der Bruderschaft durchzubringen", erklärte am Samstag die Nationale Heilsfront, in der die wichtigsten liberalen und säkularen Oppositionsparteien zusammengeschlossen sind.

In allen zehn Provinzen, in denen am Samstag abgestimmt wurde, habe es ähnliche Unregelmäßigkeiten gegeben, erklärte das Bündnis. Es forderte alle zuständigen Institutionen auf, für die Transparenz der Abstimmung zu sorgen. Die Menschen in Ägypten rief die Heilsfront auf, mit "Nein" zu stimmen und sich jeder Verfälschung seines Willens zu widersetzen. Den Angaben zufolge riefen Muslimbrüder in einigen Wahllokalen auf, mit "Ja" zu stimmen. Zudem hätten sie Zucker, Öl und Tee an die Wähler verteilt.

Zehn Provinzen stimmen ab

Am Samstag sollten die Wähler zunächst in zehn Provinzen, darunter den Großstädten Kairo und Alexandria, über den umstrittenen Verfassungsentwurf entscheiden. Die anderen 17 Provinzen stimmen am kommenden Samstag ab. Insgesamt sind 51,3 Millionen Ägypter zur Stimmabgabe aufgerufen, Ergebnisse sollen erst nach Ende des Referendums am kommendem Wochenende bekannt gegeben werden. Der Entwurf für das Grundgesetz steht seit Wochen im Zentrum einer politischen Krise, in deren Zuge es wiederholt blutige Zusammenstöße gab. (APA, 15.12.2012)