Die Bevölkerung zu fragen, ob sie gern ein besseres Angebot für öffentliche Verkehrsmittel haben will, ist keine große Kunst. Die Antwort ist sonnenklar: Ja. Auch Hochglanzbroschüren mit sagenhafter Verkehrssteigerung im nächsten Jahrzehnt sind keine Kunst, wenn man kundige Autoren und kreative Grafiker an der Hand hat.

Deutlich schwieriger ist hingegen die Umsetzung vollmundig formulierter Ziele. Und genau hier lässt der von Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) vorgelegte Gesamtverkehrsplan aus - wie sein inzwischen legendäres Vorläufermodell "Generalverkehrsplan" aus dem Jahr 2002 von Verkehrsministerin Monika Forstinger (FPÖ). Zumindest alte Fehler hat Bures nicht gemacht: Weder nervt sie mit Wunschlisten unfinanzierbarer Straßen- und Bahnprojekte, noch zwingt sie der ÖBB einen "Neuen Austrotakt" auf wie ihr Parteivorgänger, der glücklose Heinrich Übleis, vor 20 Jahren. Der kostete Millionen, war aber ein Flop.

Harmlos ist die Bresche, die Bures mit Allgemeinplätzen sonder Zahl schlägt, dennoch nicht. Sie hat den Spieß nämlich umgedreht: Über unfinanzierbare Bahnbauprojekte, die bis über das Jahr 2070 hinaus abzustottern sind, wird nicht geredet, sie werden gebaut. Basta. Es wird schon irgendjemand dort fahren. Für Pendler ist das ein Schlag ins Gesicht. Denn für notwendiges Wagenmaterial und erst recht für Linienverbindungen und Öffi-Mobilität abseits der Ballungsräume bleibt nichts übrig. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 15.12.2012)