Wien - Österreich soll in den nächsten Jahren einen bundesweiten Taktfahrplan bekommen, sagte Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) am Freitag. "Dass man aus dem Zug aussteigt und gerade den Bus wegfahren sieht, diese schlimme Erfahrung soll der Vergangenheit angehören."

Taktfahrplan in 90ern gescheitert

Bereits in den 90er Jahren war ein bundesweiter Taktfahrplan der ÖBB ("Neuer Austrotakt") gescheitert. Der künftige Taktfahrplan soll parallel zum Ausbau des Schienennetzes in den nächsten Jahren kommen. Erste Knoten gebe es bereits in Amstetten und St. Pölten.

Zieldatum 2025

Flankiert von einem Spitzenbeamten in ihrem Ressort und vier Verkehrswissenschaftlern stellte Bures einen "Gesamtverkehrsplan" mit dem Zieldatum 2025 vor, der im Wesentlichen bereits bestehende Planungen zusammenfasst. Der Plan sei nicht nur ein Papier, "sondern der Startpunkt für einen ganzen Prozess", sagte der BOKU-Professor Gerd Sammer.

Bundesweite Koordinierung

Sowohl im öffentlichen Verkehr als auch in der Raumordnung sollen stärker bundesweit koordinierte Lösungen entstehen. Bund, Länder, Gemeinden, Verkehrsbetriebe und Verbünde müssten dafür zusammenarbeiten, so Bures. Seit kurzem arbeite eine Arbeitsgruppe unter anderem mit den Ländern daran, die regional organisierten Verkehre miteinander zu verknüpfen.

Der öffentliche Verkehr sei bisher immer aus der Sicht der Körperschaften organisiert worden, bei denen die Finanzierung an erster Stelle gestanden sei, sagte der Ziviltechniker Werner Rosinak. "Jetzt soll es erst um die Kundenperspektiven, also das Angebot gehen."

Bundesweite Verkehrsauskunft ab 2013

Ab Frühjahr 2013 soll eine bundesweite Verkehrsauskunft ihren Probebetrieb aufnehmen, die alle bisherigen Informationsangebote von ÖBB, Asfinag und Nahverkehrsträgern zusammenfasst. Man soll das neue Informationsangebot mit einem "App" auf sein Smartphone herunterladen können.

Vorgestellt wurde eine neue SORA-Umfrage, wonach sich die Bevölkerung mit großen Mehrheiten einen Taktfahrplan und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel wünscht. Gleichzeitig legen die Österreicher aber noch immer 48 Prozent ihrer Wege mit dem Pkw und nur 18 Prozent mit dem öffentlichen Verkehr zurück.

Diesem Verhalten müsse man durch bessere Angebote und durch Einwirkung auf die Verkehrsteilnehmer entgegenwirken, hieß es sinngemäß. Konkret sprach Bures davon, man müsse versuchen, die in der SORA-Umfrage erhobenen Einstellungen "in eine Verhaltensänderung überzuleiten".

Güterverkehr von 33 auf 40 Prozent wachsen

Verkehrsplaner Max Herry sprach explizit davon, dass zwei Bevölkerungsgruppen, die Jungen und die Älteren bei der "Hinführung zu öffentlichen Verkehr einige Schwierigkeiten bereiten."

Beim Güterverkehr will Bures trotz weniger Verladestationen den Anteil der Schiene am Güterverkehr von derzeit 33 auf 40 Prozent steigern. Einerseits gebe es da einen "klaren Eigentümerauftrag" an die ÖBB, andererseits werde der Ausbau der Bahn-Südachse dort zu einer erhöhten Attraktivität der Bahn führen, argumentierte die Ministerin.

Grüne Kritik

Die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser erklärte in einer Aussendung, dass der von Bures vorgestellte Gesamtverkehrsplan nicht dabei hilft, die Mobilität in Österreich "endlich aus der Auto- und damit Ölabhängigkeit zu befreien". Das Papier sei "nebulos und widersprüchlich" und stehe teilweise in krassem Widerspruch zu in den vergangenen Jahren gesetzten Regierungsmaßnahmen.

Der VCÖ sieht den Gesamtverkehrsplan dagegen als eine "Chance für eine Energiewende im Verkehr". Um die Erdölabhängigkeit des Verkehrs zu verringern, müssten der öffentliche Verkehr in den Ballungsräumen stärker ausgebaut und die Bedingungen zum Radfahren und Gehen verbessert werden, sagte VCÖ-Experte Markus Gansterer.

Als "richtungsweisend" für eine moderne, intelligente, umweltfreundliche und leistbare Verkehrspolitik bezeichnete hingegen SPÖ-Verkehrssprecher Anton Heinzl den Gesamtverkehrsplan. (APA, 14.12.2012)