Kongress-Initiatorin Carmen Brucic (Mitte) mit den Projektmitarbeitern (von links): Felix Muhrhofer, Jenny Flügge, Joana Müller und Bobby Malhotra.

Foto: Alexander Chitsazan

Wien - MuTh ist die Abkürzung für Musik und Theater und nun der Name des soeben eröffneten neuen Konzerthauses der Wiener Sängerknaben am Augartenspitz. Und weil jeder Neuanfang Energie und Mut kostet, hat man in Anlehnung an den Namen des Hauses Letzterem einen Kongress gewidmet: Am Freitag und Samstag dreht sich im neuen Gebäude alles um Mut im Sinne von Courage und Lebensmut.

Das von der Künstlerin Carmen Brucic vor einigen Jahren entworfene und bereits an mehreren Orten und zu unterschiedlichen Themen umgesetzte performative Kongress-Format stellt zwischen jeweiligen Experten und Publikum direkten Kontakt her. So haben sich etwa anno 2009 Burgtheaterbesucher mit dem "Abschied" auseinandergesetzt (Symmetrien des Abschieds).

An allen Räumen des Konzerthausgebäudes am Augarten, von der Bühne bis in den Keller und die Garderoben, stehen knapp 100 "Expertinnen und Experten für Mut" für individuelle Gespräche zur Verfügung.

Sie kommen aus unterschiedlichen Betätigungsfeldern: Theologen, Träumer, Täter, Rechtsanwälte, Regisseure, Pensionisten, Professoren, Sozialarbeiter und -innen. Jeder Besucher kann an einem der Abende über einen Check-in-Terminal vor Ort ein Gespräch mit einem Experten (für zirka 25 Minuten) buchen. Ein Team von Hosts und Hostessen hilft bei der Orientierung.

Neben den namentlich vielleicht nicht berühmten, aber dennoch mutigen "ExpertInnen" wie Würstelstandbesitzer, Feuerwehrfrauen oder Protestierenden versammelt sich auch Prominenz, etwa Flüchtlingshelferin Ute Bock oder Inna Schewtschenko (Mitglied der Femen-Aktivistinnen), Schuhfabrikant Heini Staudinger oder Schriftsteller Franz Schuh, Astrologin Gerda Rogers oder Burgschauspieler und Regisseur Philipp Hauß. Die Expertinnen sind zwischen 16 und 92 Jahren alt; die weiteste Anreise erfolgt aus Tunesien. Im Verlauf des zweitägigen Kongresses werden insgesamt etwa 2000 Menschen Gelegenheit für Gespräche bekommen.

Aber nicht nur großes Gemurmel wird zu hören sein, ebenso verteilt im Haus gibt es parallel zu den Gesprächen Performances, Installationen und Musik in Zusammenarbeit mit den Wiener Sängerknaben.      (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 14.12.2012)