Wien - Das Kontrollamt hat auf Ersuchen der FPÖ die Werbeaktivitäten der Stadt Wien sowie der Betriebe, Fonds und Gesellschaften, an denen die Stadt beteiligt ist bzw. von ihr verwaltet werden, unter die Lupe genommen. Untersucht wurden das Jahr 2009 sowie das Wahljahr 2010. Das Ergebnis: 2009 wurden in Summe rund 46,33 Mio. Euro für Medienaufträge aufgewendet, im Jahr darauf rund 54,96 Mio. Euro. Die Namen der Medien, in denen geschaltet wurde, wurden in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht mit Verweis auf das Geschäfts- und Betriebsgeheimnis nicht genannt. Nur so viel: Auflagenstarke Tageszeitungen mit hoher Reichweite seien die häufigsten Werbeträger gewesen, hieß es.

Die Ermittlung der Geldsummen, die für die städtischen Werbeaktivitäten aufgewendet wurden, erwies sich für die Prüfer als durchaus komplex: Das Kontrollamt wies im Bericht eingangs darauf hin, dass "aufgrund der vorhandenen Datenstrukturen und der enormen Datenmengen gewisse, nicht vermeidbare Einschränkungen" hingenommen werden müssten, die zwangsläufig "zu nicht quantifizierbaren Ungenauigkeiten" bei den ermittelten Beträgen geführt hätten.

Die Gemeinde Wien inklusive stadtnaher Betriebe gab 2009 rund 25,27 Mio. Euro für Medienaufträge aus, im Jahr darauf 28,52 Mio. Euro. Das ist eine Steigerung von 12,9 Prozent. Die städtische Unternehmungen - dazu zählten u.a. der Wiener Krankenanstaltenverbund, Wiener Wohnen und Wien Kanal - verbuchten 2009 Ausgaben in der Höhe von 3,12 Mio. Euro Ausgaben, im Wahljahr 2010 3,39 Mio. Euro.

Wer wieviel für Werbung ausgibt

Fonds und Stiftungen, die von Organen der Gemeinde Wien verwaltet werden und mit einer eigenen Rechtspersönlichkeit ausgestattet sind, verbuchten zwischen 2009 und 2010 eine Ausgabenplus von sogar 103,5 Prozent - von rund 1,56 Mio. auf rund 3,18 Mio. Euro. Der Grund war eine Sonderdotation für den Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds (WAFF) für die Medienarbeit zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit. Unternehmungen, an der die Stadt Beteiligungen hält, gaben 2009 rund 16,38 Mio. Euro für Anzeigen aus, im Jahr darauf 19,88 Mio. Euro, was einem Plus von 21,4 Prozent entspricht.

Betrachtet man die verschiedenen Geschäftsgruppen der Stadt, so wurde am meisten im Ressort für Bildung, Jugend, Information und Sport für Medienaufträge ausgegeben - nämlich 16,44 Mio. Euro im Jahr 2009 und 17,84 Mio. Euro im Jahr darauf. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass in diesen Summen das Budget des Presse- und Informationsdienstes der Stadt (MA 53) von rund 9,35 Mio. bzw. 9,02 Mio. Euro enthalten ist.

Die höchste Steigerung in Sachen Medienaufträge gab es mit 107,4 Prozent in der Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal - nämlich von rund 2,4 Mio. auf rund 5 Mio. Euro. Der Grund: Es schlugen sich die Wahlinformationen in den Medien anlässlich der Volksbefragung, der Wien-Wahl und der Bundespräsidenten-Wahl im Jahr 2010 zu Buche.

Es gab aber auch Rückgänge - etwa um 92,9 Prozent in der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke, von rund 84.000 Euro auf rund 5.900 Euro. Detail am Rande: Die Wiener Stadtwerke Holding gab 2010 hingegen um 26,8 Prozent mehr aus - nämlich 14,88 Mio. Euro nach 11,74 Mio. Euro im Jahr 2009. Die Kostensteigerung seien u.a. auf Imagekampagnen zu den Themen Arbeitsplatzsicherheit und Lebensqualität, Lehrlingssuche oder Versorgungssicherheit zurückzuführen. Die Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gab 2010 um 85,5 Prozent weniger aus - nämlich rund 60.690 Euro nach 410.000 Euro im Jahr davor. Die Euro-Beiträge wurden exklusive Werbeabgabe und Umsatzsteuer angegeben.

Welche Medien konkret von den Schaltungen der Stadt bzw. stadtnaher Unternehmen und Organisationen profitierten, gab das Kontrollamt nicht bekannt: Eine Offenbarung der Verknüpfung der von den einzelnen Einrichtungen vergebenen Medienaufträgen mit den Medienunternehmen widerspreche dem Schutz von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen, hieß es im Bericht.

Die Prüfer analysierten jedoch die Medienarbeit der Stadt. Die MA 53 erteilte pro Jahr rund 2.400 Aufträge an Medienunternehmen. Dies entsprach Schaltungen in durchschnittlich 450 unterschiedlichen Publikationen, TV- und Radiosendern und auf Internetplattformen. Nach Angaben der Magistratsabteilung sei die zu erreichende Zielgruppe von Werbemaßnahmen in der Regel die "Gesamtheit aller Einwohner".

Daraus habe sich ergeben, dass sich die Medienauswahl für Streupläne vor allem an Auflagezahlen bzw. Reichweite in Wien orientierte. Somit gab es für die Vergabe von Medienaufträge aus sich der MA 53 folgende Kriterien: Auflage, Reichweite, Vertrieb, Zielgruppe, Tausend-Kontakt-Preis (Geldbetrag, der eingesetzt werden muss, um 1.000 Personen einer Zielgruppe zu erreichen, Anm.), Leserblattbindung, Zielgruppenaffinität, Charakter der Publikation.

Daraus hat sich laut Kontrollamt ergeben, dass auflagenstarke Tageszeitungen mit hoher Reichweite auch die häufigsten Werbeträger waren, gefolgt von auflagestarken Magazinen. Auflageschwache Publikationen wie etwa fachspezifische Magazine seien nur themenspezifisch beauftragt worden. (APA, 13.12.2012)