Was das Jahr 2012 fahrradbegeisterten Menschen zu bieten hatte: Radfahrrekord im Winter, von Nummerntafeln und "Radrowdys" erhitzte Gemüter im Sommer, die erste fahrradfreundliche Straße im Herbst

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Mit der Frage "Was soll das neue Jahr für Radfahrer bringen?" starteten wir ins Jahr 2012. "Micky-Maus-Radstreifen den Garaus machen", "Vom Erdöl unabhängiger werden", "Nie wieder 'Aktion scharf' gegen Radfahrende" - so und ähnlich lauteten die Wünsche der Lobbys und Aktivisten für 2012. Im Folgenden analysieren wir, was sich in den vergangenen zwölf Monaten getan hat.

Foto: REUTERS/Bernadett Szabo

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Das Jahr 2012 begann mit Kälte, aber wenig Schnee, was für einen Radfahrrekord sorgte. Österreichweit traten vier von zehn Alltagsradfahrern zwischen November und Jänner in die Pedale. Ein guter Grund, bei der Radagentur Tipps für Winterradler einzuholen.

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Während sich die RadlerInnen hierzulande dick einpacken mussten, bogen im klimatisch begünstigten L.A. zwei Grazer Weltumradler in die Zielgerade.

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In einer Aussendung von Mitte Jänner heißt es: Das Burgenland beweist einmal mehr sein Herz für RadfahrerInnen und nimmt 340.000 Euro für den Ausbau des Radwege-Netzes in die Hand. Weiter so!

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Parallel dazu ein Rückschlag für RadfahrerInnen in Wien: Am neuen Hauptbahnhof sind ausschließlich kostenpflichtige Fahrradstationen geplant. Wohin mit Kurzparkern im Umfeld des Bahnhofs?, fragten wir Verantwortliche von den ÖBB, Verkehrsplaner und Fahrrad-Experten.

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Im Februar statteten wir dem ersten und bislang einzigen Wiener Lastenrad-Unternehmen - den Heavy Pedals - einen Besuch ab und konnten uns ein Bild davon machen, dass der Lastentransport am Rad auch im Winter gefragt ist.

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Im März stellte die Wiener Polizei die kostenlose Codierung von Fahrrädern überraschend ein. Knapp zwei Wochen später wurde die kostenpflichtige Nachfolge bekanntgegeben: Der "Nummer-sicher-Diebstahlschutz" ist online erhältlich, kostet im ersten Jahr 29,90 Euro, danach 9,90 Euro pro Jahr.

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Ebenfalls im Frühling eröffnete in Wien-Margareten "Die Radwerkstatt" - ein Ort für Fahrräder mit Problemen.

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1. April, 10.30 Uhr: Fünf Grad und eisiger Wind können tausende Fahrradfans nicht von der Teilnahme an der Radparade im Rahmen des ARGUS Bike Festivals abhalten.

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Am 11. April ist es so weit: Die Wiener Radfahrer haben ihr eigenes FahrRADhaus am Friedrich-Schmidt-Platz 9, gleich hinter dem Rathaus. Vorerst ist es sieben Monate lang Anlaufstelle für urbane Radler.

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Anfang Mai widmeten wir uns der "Bikerei" in Innsbruck: "Am Anfang hat alles in einen Einkaufswagen gepasst", meinen die Initiatoren, doch in den eineinhalb Jahren seit ihrer Gründung hat sich die Bikerei zu einer bestens ausgestatteten und gut besuchten Fahrradwerkstatt entwickelt - monatliches Fahrradcafé inklusive.

Foto: bikerei

Mitte Mai ist eine gute Zeit, um Radfahren zu lernen. Lokalaugenschein beim ersten Fahrradkurs für Erwachsene in Wien.

Foto: derStandard.at

Hochgefühle sind durchaus drin, wenn sich SkaterInnen und RadfahrerInnen tagsüber stark frequentierte Straßen nachts erobern. Die Rede ist vom wöchentlichen Friday Night Skating. Am 25. Mai waren wir live dabei. >> Mit Skates und Rädern durch die nächtliche Stadt

Foto: derStandard.at/tinsobin

Am 4. Juni starten vier Menschen mit Sehbeeinträchtigungen in eine sechsmonatige Ausbildung zum Fahrradmonteur beziehungsweise -techniker.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Naked Bike Ride: Einmal im Monat treffen sich unzufriedene Radler zum gemeinsamen Protestfahren in der ganzen Welt und Wien zur "Critical Mass". Einmal im Jahr wird nackt geradelt. Am 15. Juni gibt es nicht viel nackte Haut zu sehen - dafür sorgt die Polizei.

>> Protest-Radfahren mit möglichst viel nackter Haut

Foto: derStandard.at/mvu

Am 17. Juni ist englischer Chic bei 30 Grad angesagt. Die ehemalige Galopprennbahn Freudenau steht im Zeichen zweier Premieren: Fahrradpicknick und Bromptonrennen.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Doppelt so schnell wie die Pferde: Am 29. Juni begeben sich acht Radbegeisterte auf die Spuren der legendären Rad-Distanzfahrt Wien - Berlin 1893. >> 630 Kilometer nonstop radeln

Foto: Petra Sturm

Wir wollten wissen: Wohin radeln unsere LeserInnen? Ab 1. Juli trudelten die ersten Ergebnisse herein. Insgesamt erhielten wir bis 16. Dezember rund 100 Bilder, aus denen vier Ansichtssachen entstanden sind. Wir freuen uns über die rege Beteiligung!

>> Von Mörbisch bis Legrad

>> Von Unterkohlstätten bis Bolivien: Hier radeln unsere LeserInnen III

>> Hier radeln unsere LeserInnen II

>> Hier radeln unsere LeserInnen I

Foto: privat

Eine eigene Lobby für Cargo-Bikes: Von 13. bis 15. Juli treffen sich Fahrradkurierdienste und Lastenradanbieter aus ganz Europa in Cambridge und rufen die europäische "Cycle Logistics Federation" ins Leben. >> Cargo-Bikes bekommen eine eigene Lobby

Foto: Mikael Colville-Andersen, http://www.copenhagenize.com

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Der Sommer steht im Zeichen einer nicht ganz neuen Debatte: Bereits 2007 hat die Wiener FPÖ eine Nummerntafel-Pflicht für Radfahrer gefordert. "Interessante Idee", meint dazu Wiens Bürgermeister Michael Häupl mitten im "Sommerloch" 2012. Auch Ursula Stenzel begrüßt die Idee der Nummerntafeln für Fahrräder in Wien. Das Verkehrsministerium zeigt sich dagegen skeptisch. Wiens SPÖ-Klubchef regt eine Befragung zu Radnummerntafeln an. Es folgen Kommentare: Radler und Fußgänger: Statistisch eher selten auf Kollisionskurs, Radler, Rowdys und der rote Populismus

Foto: APA/David Faber

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Die Emotionen gehen hoch, plötzlich werden Radfahrer zu "Radrowdys" und die Straße zum Kriegsschauplatz. Dazu Thomas Rottenberg: "Die Debatte über die Sinnhaftigkeit von Nummerntafeln für Fahrräder könnte Dinge zutage bringen, über die man nicht reden will." >> Nummer & Tafel, Binse & Weisheit.

Am 19. August meldet sich Ursula Stenzel persönlich zu Wort: Sie wirft den Wiener Grünen vor, mehr als 90 Bäume für einen "zweiten Luxusradweg" am Ring zu opfern, und appelliert: "Stopp dem Kahlschlag auf dem Ring!"

Foto: reuters/koen van weel

Die Nummerntafeldebatte schläft langsam wieder ein, und die ÖVP konzentriert sich nun auf die Alleebäume, das Handyverbot und strikte Alko-Grenzen für Wiens Radler. Im November ist es fix: Das explizite Handyverbot tritt am 1. Jänner 2013 in Kraft.

Angesichts der "Fahrrad-Rowdy"-Diskussionen fragen wir den Radverkehrsexperten Julian Baker, wie aus Wien eine fahrradfreundliche Stadt werden könnte. Ganz grundlegend findet er: "Das Fahrrad gehört auf die Straße, nicht auf den Gehsteig".

Foto: derStandard.at/tinsobin

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Das Jahr bringt aber auch Erfreuliches für Radfahrer: Am 8. August steht fest: Graz ist Österreichs Radhauptstadt 2012.

Foto: REUTERS/Lisi Niesner

Am 19. August begeben wir uns auf Sightseeing mit dem Wiener Radtaxi durch die Stadt.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Am Wochenende um den 25. und 26. August fahren 72 hauptberufliche Fahrradboten aus ganz Österreich in der Wiener Seestadt Aspern um die Wette. Das schlechte Wetter tut dem Ehrgeiz der Teilnehmer keinen Abbruch, den Zuschauern ist es aber scheinbar zu kalt: Sie bleiben aus. >> Österreichs Radboten fahren um die Wette

Foto: Franziska Zoidl

Anfang September machen sich IGF und BikeCityGuide auf die Suche nach den schönsten Fahrrädern der Stadt. Ende August strömen RadliebhaberInnen zum Fotoshooting ins FahrRADhaus, um an der Wahl teilzunehmen. Im Rahmen des RADKU.LT-Festivals vom 14. bis 16. September werden die PreisträgerInnen bekanntgegeben.

>> Das ist mein Fahrrad

Foto: kaja

Am 14. September radelt Wien very british: Rund 70 Fans des fein gewebten Tuches treffen sich zum gemeinsamen "Tweed Ride". Den offiziellen Schlachtruf "Tally Ho" hätte man gut durch "dress to impress" ersetzen können.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Am 20. September wird die erste "fahrradfreundliche" Straße Österreichs in Wien eröffnet: die Hasnerstraße. derStandard.at schickt zwei Test-RadlerInnen auf den Weg. Diese finden einige Schwachstellen. Vor allem bei der Querung Hasnerstraße/Possingergasse dürfte auf eine Lösung verzichtet worden sein, befindet einer unserer Leser: >> Riskante Kreuzung in der "radfreundlichen" Straße

Foto: privat

Bereits im Februar haben wir acht wilde Wiener Fahrradrahmenbauer in ihrer Kellerwerkstätte in Wien-Hernals besucht. Acht Monate sollte es dauern, bis eine Geschichte daraus wurde, so komplex erwies sich das Projekt der "Selberbruzzler". >> Acht wilde Wiener Fahrradrahmenbauer

Foto: selberbruzzler

Am 25. September 1992 fand in San Francisco die erste Critical Mass statt. Am 19. Oktober feiern ein paar hundert Radfahrer das Jubiläum mit einem 20-Stunden-Ride.

Foto: Florian Bayer

Im November porträtieren wir das "Übertragungsrad" von Radio Orange. Seit 2010 können RadiomacherInnen vom Fahrrad aus Beiträge vom Picknick im Park, Jazzbrunch, Demo etc. für das eigens entwickelte Hörspielformat "schnellundschmutzig" gestalten und live in den Äther schicken.

Foto: Johanna Gradauer

Mit dem Wiener Rad-Kalender 2013, der Fahrradtermine und Kult-Bikes vereint, starten wir ins neue Jahr ...

Foto: Philipp Horak

... und freuen uns auf Juni 2013, wenn Wien zur Velo City wird! >> Die Konferenz der Radler

(Eva Tinsobin, derStandard.at, 30.12.2012)

Foto: Peter Provaznik