Seit dem Jahr 2007 legten die Preise für Eigentumswohnungen um 40 Prozent zu - und zwar bundesweit, nicht nur in Wien. Betrachtet man dazu das Segment der Einfamilienhäuser, in dem die Preise im selben Zeitraum nur um rund elf Prozent stiegen, ist klar: die Verteuerungen sind insbesondere in den Ballungsräumen ein Problem.

"Dynamik"

Beim Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) sieht man die Sache mit dem "Problem" freilich ein wenig anders: Da ist von einer "Dynamik" die Rede, die durchaus mit jener in deutschen Großstädten mithalten könne, auch wenn dort die Situation mit den Preissteigerungen "noch ein wenig besser" sei, wie ÖVI-Vorstandsmitglied Margret Funk am Mittwoch auf einer Pressekonferenz erläuterte.

Allein heuer verteuerten sich Eigentumswohnungen durchschnittlich um acht Prozent. "Werterhaltung und Sicherheit" werden nach wie vor als Hauptmotive genannt, in Immobilien zu investieren - auch wenn die Käufer "mittlerweile mündiger geworden sind", wie ÖVI-Maklersprecher Andreas Wollein sagte. "Unverhandelbare Faktoren" einer Wohnung, wie etwa das Vorhandensein einer ausreichenden Menge an Tageslicht, werden viel stärker beachtet als noch vor kurzer Zeit; solche Wohnungen seien auch mit Top-Ausstattung mittlerweile schwerer zu verkaufen.

Abflachung, (noch) keine Konsolidierung

Dass die Preisanstiege auch im kommenden Jahr weitergehen werden, daran hegt man im ÖVI keinerlei Zweifel. Allerdings wird mit einer spürbaren Abflachung des Anstiegs gerechnet, also etwa mit fünf statt der heuer erzielten acht Prozent. "Der große Ansturm dürfte vorüber sein", sagte Funk.

Eine "Konsolidierung", sprich eine Stabilisierung des Preisniveaus, könnte dann ab 2014 oder 2015 eintreten. Funk verwies diesbezüglich auf den Immobilienpreisindex von TU-Professor Wolfgang Feilmayr, der seit 1987 Miet- und Eigentumspreise erhebt. Von 1987 bis ca. 1992 gab es damals - auch wegen der "Expo-Euphorie" - stark steigende Preise in Wien, danach blieben sie fast 15 Jahre lang relativ stabil. Eine ähnliche Entwicklung könnte nun wieder eintreten, sagte die Wiener Immobilienexpertin.

Simmering am billigsten

Eine neu errichtete Wiener Eigentumswohnung kostet aktuell im Schnitt (Median) rund 3.800 Euro je Quadratmeter, eine gebrauchte liegt bei 2.700 Euro. Am teuersten kommen Wohnungen im 1. Bezirk mit knapp 8.200 Euro (neu) bzw. rund 7.600 Euro (gebraucht) je Quadratmeter. Ausreißer nach oben schlagen mit bis zu 25.000 Euro zu Buche.

Neben der City liegen mit Margareten, Josefstadt und Döbling drei weitere Bezirke über der 5.000-Euro-Marke (Erstbezug). Am günstigsten kommt man in Simmering und in Favoriten zu einer Eigentumswohnung (gebraucht rund 1.500 Euro, neu rund 2.500 Euro im Schnitt).

Mieten "vom Eigentumsmarkt entkoppelt"

Was die Mieten betrifft, wies ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel darauf hin, dass sich laut einer von der Arbeiterkammer (AK) beauftragten Wifo-Studie von 2005 bis 2011 die Wiener Richtwertmieten bei Neuabschlüssen ohnehin nur um 11,8 Prozent erhöht hätten, im frei vereinbarten Bereich seien es 46,7 Prozent gewesen. Die Mieten seien also "nicht annähernd von der Preisdynamik am Eigentumsmarkt erfasst worden".

Geht es nach den Wünschen des ÖVI, könnte aber auch das bald der Fall sein: Holzapfel sagte am Mittwoch, dass sich das österreichische Mietrecht im Falle einer Neuregelung am deutschen System der Vergleichsmieten orientieren sollte. Dieses gilt allerdings auch nicht als wesentlich durchschaubarer als das derzeitige österreichische Richtwertmietensystem; für die Festsetzung eines angemessenen Mietzinses einer Wohnung wird in vielen deutschen Städten die "ortsübliche Vergleichsmiete" herangezogen, die der Durchschnittsmiete dreier vergleichbarer Wohnungen in der Umgebung entspricht. Diese Vergleichsmiete darf um bis zu 20 Prozent überschritten werden.

Mietpreiserhöhungen sind in Deutschland darüber hinaus auch bei bestehenden Verträgen leichter möglich als in Österreich - ein Umstand, den bekanntlich ausgerechnet auch zahlreiche österreichische Immobilienunternehmen, etwa am Berliner Wohnungsmarkt, für ihre Zwecke nutzen. (Martin Putschögl, derStandard.at, 12.12.2012)