Unter der Moderation von Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid diskutierte Michael Spindelegger mit den Schülern Igor Woloschtschuk, Anna Strümpel, Matti Melchinger und dem Politologen Peter Filzmaier (von rechts).

Foto: Standard/Cremer

Das Publikum hielt sich mit Applaus zurück, brachte sich aber mittels Fragen in die Diskussion ein.

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Wien - Am 21. Dezember 2012 soll laut Maya-Kalender die Welt untergehen. Für ÖVP-Chef, Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger hat dieser Tag eine ganz andere Bedeutung: Er feiert am 21.12. seinen Geburtstag. Vom Weltuntergang lässt er sich jedoch nicht beunruhigen, sondern stellte sich unter der Moderation von STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid im Dschungel Wien den Fragen der Wiener Schüler Anna Strümpel, Matti Melchinger und Igor Woloschtschuk sowie den wissenschaftlichen Analysen des Politologen Peter Filzmaier. Bei der Diskussionsreihe "Zukunft am Wort" laden der ORF Wien und DER STANDARD im Vorfeld der Nationalratswahl 2013 die Spitzenkandidaten aller Parteien ein, um mit Jugendlichen zu diskutieren.

Was das Ziel der ÖVP bei den Wahlen sei, wollte die 15-jährige Anna Strümpel wissen. "Ich will Erster werden", erwiderte Spindelegger überraschend klar. Er nahm seiner Aussage jedoch sogleich den Wind aus den Segeln, indem er zugab, dass dieses Ziel nach jetzigen Sonntagsumfragen nicht absehbar sei. Derzeit kommt die ÖVP auf rund 20 Prozent der Wählerstimmen. Laut Peter Filzmaier liegt das schwache Ergebnis an den unterschiedlichen Interessengruppen, die die Volkspartei vertreten muss: einerseits die Anliegen des Bauernbundes, andererseits jene der Unternehmer. Auch seien durch die Korruptionsvorwürfe in der ÖVP viele Wähler von ihrer Partei enttäuscht.

Junge Wähler will Spindelegger vor allem durch den 26-jährigen Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz erreichen. Er hatte ihn im April letzten Jahres zu seiner Angelobung entschieden unterstützt. Anna Strümpel hingegen sieht Kurz lediglich als Imagekorrektur der "Partei der Alten".

Politik als autonomes Fach

Jugendliche sind vor allem in sozialen Netzwerken à la Facebook aktiv. Ergo ist es Politikern möglich, dort viele Jungwähler für sich zu begeistern. Heinz-Christian Strache kann etwa auf seiner Facebook-Seite über 120.000 "Likes" für sich verbuchen.

Ein Zuschauer konfrontiert den Vizekanzler mit der Frage, ob er den Facebook-Trend verschlafen habe. Spindelegger verweist auf seinen laut eigener Aussage recht erfolgreichen Twitter-Account mit rund 2500 Followern. Der Grund für die Überlegenheit des FPÖ-Klubobmanns im Internet liege auf der Hand: "Ich habe nicht so viel Zeit wie der Herr Strache, weil ich Regierungsarbeit erledigen muss."

Vor allem bei jungen Wählern herrsche Politikverdrossenheit, merkt Matti Melchinger an. Genau deswegen fordert der Außenminister mehr politische Bildung an Schulen, im besten Fall in Form eines eigenständigen Schulfachs. Auch das Schülerparlament stimmte schon für ein autonomes Fach Politische Bildung, die momentan als Anhängsel im Geschichtsunterricht gelehrt wird. Der einzige Grund, warum die Einführung des Schulfachs nicht zustande kommt, ist laut Spindelegger Bildungsministerin Claudia Schmied von der SPÖ. Bis zur Wahl werde sich in dieser Angelegenheit wohl nichts mehr ändern, aber in den Koalitionsverhandlungen wäre ihm dies ein wichtiger Punkt.

Mit wem seine Partei am liebsten eine Regierungsmehrheit bilden würde, wollte Igor Woloschtschuk wissen. "Am liebsten würde ich das selber machen", antwortete Spindelegger. Prinzipiell sei er für jede Partei als Koalitionspartner offen, allerdings gebe es bei jeder Fraktion "No-gos", wie etwa die Vermögenssteuer der Grünen oder die Erbschaftssteuer der SPÖ. Bei der FPÖ und dem Team Stronach ist dies der geforderte EU-Austritt.

Nun bleibt zu hoffen, dass die diskutierten Themen auch nächstes Jahr noch relevant sein werden - sofern die Welt an Spindeleggers Geburtstag nicht untergeht. (Philipp Koch, DER STANDARD, 12.12.2012)