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In Seoul verfolgte man gespannt den Start der Rakete.

Foto: EPA/YONHAP SOUTH KOREA OUT

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Der Start der Unha-3 aus verschiedenen Perspektiven

Foto: AP Photo via APTN

Pjöngjang - Nordkorea hat mit einem Raketenstart erneut die internationale Staatengemeinschaft herausgefordert. Trotz aller Warnungen startete das kommunistische Land am Mittwoch zum zweiten Mal in diesem Jahr eine mehrstufige Unha-3-Rakete. Nordkorea erklärte, ein Beobachtungssatellit habe die angepeilte Erdumlaufbahn erreicht. Aus Sicht der USA und anderer Staaten handelt es sich um einen militärischen Test für eine Rakete, die mit Atomsprengköpfen bestückt auch die USA erreichen könnte. Weltweit gab es scharfe Kritik. Der UNO-Sicherheitsrat sollte sich noch am Mittwoch mit dem Thema befassen. Die Europäische Union prüft neue Sanktionen.

Die USA und die Vereinten Nationen verurteilten den Start scharf als "hochprovokativen Akt", der gegen UNO-Resolutionen verstoße. Die Sicherheitsratsresolution 1874 untersagt Nordkorea ballistische Raketentechnologie, auch für zivile Raumfahrtzwecke. Das US-Präsidialamt kündigte an, zusammen mit internationalen Partnern "geeignete Maßnahmen" zu suchen. Auch die NATO verurteilte die Aktion und befürchtete eine Destabilisierung der gesamten Region.

"Tiefe Besorgnis" auch in Peking und Moskau

China und Russland bedauerten den nordkoreanischen Raketenstart. Die Entscheidung des kommunistischen Nachbarlands rufe "tiefe Besorgnis" hervor, teilte das Außenministerium in Moskau am Mittwoch mit. Nordkorea habe zwar das Recht auf eine friedliche Erkundung des Weltraums, ergänzte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. Doch sei es verpflichtet, sich an die UNO-Resolutionen halten.

Außenminister Michael Spindelegger fand diese neuerliche "Provokation" Nordkoreas "enttäuschend". "Mit dem heutigen Raketentest stellt sich das nordkoreanische Regime noch weiter ins Abseits und gefährdet die Stabilität in Asien. Nordkorea muss das Spiel mit dem Feuer einstellen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückkehren", zeigte sich Spindelegger besorgt. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle forderte eine "deutliche Antwort auf diese Völkerrechtsverletzung" und verurteilte den erneuten Start ebenfalls auf das Schärfste.

"Spontane Feierlichkeiten" in Nordkorea

"Die zweite Version des Kwangmyongsong-3-Satelliten hob an Bord der Trägerrakete Unha-3 erfolgreich vom Sohae-Raumfahrtzentrum ab", berichteten die nordkoreanischen Staatsmedien. "Der Satellit hat die geplante Umlaufbahn erreicht", berichtete ein Nachrichtensprecher triumphierend im nordkoreanischen Fernsehen. Es habe sich um ein "bahnbrechendes" Ereignis gehandelt, das rund um Hauptstadt Pjöngjang spontane Feierlichkeiten ausgelöst habe. Auch nach ersten Einschätzungen Südkoreas und der USA verlief der Start der nordkoreanischen Rakete erfolgreich. Die nordamerikanische Luftabwehr (Norad) teilte mit, "ein Objekt" ausgemacht zu haben, das offenbar die Umlaufbahn erreicht habe.

Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, die Rakete sei von einer Rampe an der Westküste Nordkoreas aus gestartet. Nach Angaben aus Südkorea hob der Flugkörper kurz vor 10.00 Uhr Ortszeit (02.00 Uhr MEZ) ab und flog über die japanische Insel Okinawa. Die Regierung in Tokio protestierte umgehend. Japan und Südkorea beriefen Dringlichkeitssitzungen ihrer Sicherheitsräte ein. Ein Besuch des südkoreanischen Außenministers Kim Sung-hwan in Österreich, der für Freitag vorgesehen war, wurde abgesagt.

Experten erwarten Atomtest

Der Raketenstart fällt mit den Gedenkfeiern zum ersten Todestag von Kim Jong-il am 17. Dezember zusammen. Bereits im April hatte die neue Führung in Nordkorea zu Ehren des 100. Geburtstags des verstorbenen Staatsgründers Kim Il-sung versucht, eine Rakete ins Weltall zu schießen. Der Flugkörper brach allerdings nach wenigen Minuten auseinander und stürzte ins Meer. In den Jahren 2006 und 2009 nahm der kommunistische Staat Atomtests vor, jeweils nach Raketenstarts. Experten gingen davon aus, dass sich dieses Muster fortsetzen könnte.

"Ein erfolgreicher Start bringt Nordkorea dem Ziel näher, mit Waffen bestückte Raketen einsetzen zu können", sagte Experte Denny Roy vom East-West-Center auf Hawaii. Damit überholt Nordkorea auch das verfeindete Südkorea, das bisher noch keine Rakete erfolgreich startete. Der verarmte Norden strebt die Wiederaufnahme von Hilfslieferungen aus den USA an und möchte diplomatisch anerkannt werden, steht aber weitgehend isoliert da.

Nordkorea hatte zwar den Start angekündigt, trotzdem kam dieser für viele Beobachter überraschend. Zwei Tage zuvor wurde das Startfenster noch wegen technischer Fehler an der Rakete um eine Woche bis zum 29. Dezember erweitert. (APA, 12.12.2012)