Der Mensch als ewiges Vorbild für die Maschine - wie bei diesen Spielzeugrobotern aus den 1970er-Jahren.

Foto: Technisches Museum Wien

Er zündete Damen eine Zigarette an, schenkte Tee ein, übernahm das Staubsaugen, posierte für Fotos - und sorgte Anfang der 1960er-Jahre weltweit für Furore: MM7, die galante Mensch-Maschine namens "Selektor" des Wiener Ingenieurs Claus Scholz-Nauendorff konnte sich dank Rollen an den Füßen fortbewegen, seine Gliedmaßen wurden per Elektromotoren, die auf einfachen Regelungssystemen basierten, verstellt.

Heute ist der Stecker, der aus dem Kabelsalat in seinem Rücken hängt, gezogen. Begutachtet werden kann MM7 trotzdem. Der graue Blechmann aus der Hochzeit der Kybernetik, bekleidet nur mit einem wenig attraktiven Juteoberteil, ist Teil der Ausstellung Roboter. Maschine und Mensch?, die ab 14. Dezember im Technischen Museum Wien zu sehen ist. Auf 1000 Quadratmetern warten mehr als 400 Roboter aller Art, vom Spielzeug- bis zum Industrieroboter, von einer Nachbildung des humanoiden Asimo bis zur vollfunktionsfähigen Robo-Robbe Paro, mit der die Besucher kuscheln können.

In mehreren Abteilungen führt die Schau nicht nur durch die Zeit, sondern setzt sich mit den - meist nicht eingelösten - Erwartungen auseinander, die das Konzept vom künstlichen Menschen seit jeher hervorruft. So tun sich Roboter noch immer schwer mit dem Gehen, während die Wissenschaft schon versucht, ihnen Gefühle einzuhauchen und sie in der Science-Fiction längst zu Cyborgs und intelligenten Arbeitsmaschinen ausgewachsen sind, die sich dereinst gegen die Menschheit auflehnen.

Gezeigt werden erste Barock-Automaten, eine "alles schreibende Wundermaschine" aus dem 18. Jahrhundert genauso wie Hightech-Prothesen, Industrie- und Marsroboter. Im "RoboLab", das in Kooperation mit dem Ars Electronica Futurelab entwickelt wurde, können Besucher selbst kleine Maschinen programmieren und steuern. Dazu gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm, bei dem der Roboterkult in jeder Hinsicht zelebriert werden kann.

Robotik für die Kreativen

Auch Robotik-Wissenschafter sind dieser Tage in Wien richtig. Heute, Mittwoch, geben 20 Experten beim IEEE ICRA Vienna Colloquium an der TU Wien einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand. Am 17. und 18. Dezember tauschen sich Architekten, Künstler, Designer sowie Vertreter aus Industrie und Forschung auf der Konferenz "Rob/Arch" aus. Im Semperdepot der Akademie der bildenden Künste in Wien soll diskutiert werden, wie Industrieroboter verstärkt in der Kreativindustrie eingesetzt werden könnten. (kri, DER STANDARD, 12.12.2012)