Es ist ein Blick auch in den hintersten Winkel des österreichischen Schulsystems: Mit der Testung der Bildungsstandards in Mathematik für die achte Schulstufe liegt erstmals für alle 1416 AHS-Unterstufen, Hauptschulen und Neue Mittelschulen ein wichtiges, wenn auch inhaltlich punktuelles (nur Mathematik) Bild der Schulrealität vor. Schonungslos. Ungeschönt.

Das Ergebnis ist Zumutung und Auftrag. Es zeigt, wo die Schulen unter dem gesellschaftlich erwünschten und notwendigen Standard bleiben. Es beinhaltet aber auch hilfreiche Wegweiser - wenn man die Studie nicht oberflächlich verkürzt und in plakativen, sinnlosen Rankings verscherbelt. Denn Schule hat überall dort gut zu sein, wo Schüler sind. Und die sind, wie sie sind.

Für die Schulpolitik am wertvollsten ist daher der empirisch "faire" Vergleich in der Bildungsstandards-Erhebung, der die Rahmenbedingungen, mit und unter denen die jeweiligen Schulen arbeiten müssen, sehr tiefenscharf und genau ins Auge fasst. Es sind die leidlich bekannten " Erbfaktoren", die sich in der schulischen Biografie von Kindern positiv aufsummieren oder negativ kumulieren.

Aber der Fehler liegt nie bei den Kindern, weil sie vermeintlich die "falschen" Eltern haben, die "falsche" Herkunft, das "falsche" soziale, finanzielle und kulturelle Kapital. Der Fehler ist im Umgang mit diesem individuellen Erbe der Kinder zu suchen - und darin, wie Schulen dafür gewappnet sind oder werden. Das ist die Pflicht der Politik. Auch gute Schulen, geschweige denn ganze Bundesländer, haben nicht nur homogene Superschülergruppen; aber - das zeigen die Daten - einige schaffen es besser, die Unterschiede im Unterricht produktiv zu nutzen.

Eine Schule ist nur so gut, wie sie jedes Kind bestmöglich fördert und fordert. Tut sie das nicht, so macht sie eine teure Rechnung auf, die sich für uns alle nicht ausgeht. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 12.12.2012)