Radio-Betriebsversammlung mit Protestschal gegen Jobbesetzung: Betriebsräte Gerhard Moser, Elisabeth Zimmermann (v.li).

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Wien - Ein Demonstrant, 36 Publikumsräte vieler Couleurs und Interessen und ein ORF-Chef sorgen stets für ein buntes Allerlei um den Rundfunk. Eine Auswahl von Dienstag:

  • Gebühren-Geiseln Mit bemerkenswerter Offenheit benennt Alexander Wrabetz seine Drohungen, was er alles kürzt, wenn die Regierung dem ORF Gebührenbefreiungen nicht mehr abgilt: Er spricht von einer "Geiselliste", als er Behindertenverbände beruhigt, Audiokommentare und Untertitel stünden nicht darauf, sie würden nur nicht weiter ausgebaut. Geiseln wären somit österreichische Produktionen, Orchester, Info und Kultur auf ORF 3, Kindersendungen. VP-Klubchef Karlheinz Kopf sieht eine "beispiellose Entgleisung". Wrabetz spricht später von "ironischer Verknappung".
  • Nerven weggeschmissen Nach Kritik von bürgerlichen Räten räumt General Wrabetz ein: Hast du Nerven? mit Mirjam Weichselbraun ging "zu weit", indem es Fans "an der Nase herumführt und nicht Promis". Diese Neuentwicklung von TV-Direktorin Kathrin Zechner sei auch "beim Publikum kein Erfolg" und werde "nicht fortgesetzt".
  • Blaue Jugend "Grenzen" betont Wrabetz auch für den "unkorrekten Blick" von Dirk Stermann und Christoph Grissemann in Willkommen Österreich. Anlass: Sie zeigten Jugendliche "vollkommen zu" (Publikumsrat Willi Mernyi) als "untere 10.000".
  • Unabhängig von Ungarn Wrabetz verteidigt die jüngste Doku über Ungarns Regime von Paul Lendvai gegen Protest eines Demonstranten im Saal (Transparent: "Linke Meinungsterror - Stopp ORF") und Beschwerden eines ungarischen Staatssekretärs bei ihm und von Sympathisanten bei der Medienbehörde: "Wir betreiben hier einen unabhängigen Rundfunk."
  • Radio-Rebellion Das sehen die Radioredakteure nicht ganz so bei Direktor Karl Amons Wunschbesetzung für die Ressortleitung Innenpolitik. Der schlug Edgar Weinzettl von Radio Wien vor. Wrabetz will den Job "in den nächsten Tagen entscheiden".
    Bei der Betriebsversammlung stellte sich Amon neuerlich hinter Weinzettl, Wrabetz soll sich dazu ausweichend geäußert haben. Ohrenzeugen hatten den Eindruck, "der Zug scheint abgefahren" - und zwar Richtung Weinzettl als künftiger Innenpolitikchef des ORF-Radios.
  • Mitarbeiter in Not Dazu und zu besserer Entlohnung für freie Mitarbeiter befragte Dienstagnachmittag eine Radio-Betriebsversammlung Wrabetz und Amon. Im Publikumsrat versprach Wrabetz "Mittel dorthin, wo die Not am größten ist" und "deutliche Besserstellungen" etwa im Radiofeature. 
    Nach STANDARD-Infos soll er bei der Betriebsversammlung dann "Nachbesserungen" in Aussicht gestellt haben. Einerseits bei der zusätzlichen Summe für freie Mitarbeiter. Andererseits, so verstanden es Ohrenzeugen, könnte er auch geplante Honorarkürzungen verringern. (fid, DER STANDARD, 12.12.2012, online ergänzt)