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Die Auswahl an warmen Quellen ist üppig, die Aufenthaltsdauer darin sinkt. Dennoch wird weiter kräftig in den Ausbau investiert.

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Marktforscher warnen Thermenbetreiber vor solchem kommunalen Engagement und raten dazu, weniger auf Familien mit Kindern zu setzen.

Wien - Das Wasser steht den Betreibern der Felsentherme bis zum Hals. Nun naht Rettung. Der Konkurs der Bad Gasteiner Kurgesellschaft wird voraussichtlich diese Woche abgewendet. Der hochverschuldete Betrieb soll nahezu zur Gänze in Hand der Salzburger Gemeinde kommen. Die Banken wollen offene Forderungen teils nachlassen, sagt Hannes Stöckl auf Anfrage des Standard, das Land leiste einen Sanierungsbeitrag.

Der Wirtschaftsprüfer leitet interimistisch die Geschäfte der Gesellschaft und sieht grünes Licht aller Beteiligten für einen Fortbestand der Therme. Die endgültige Entscheidung darüber falle in den nächsten paar Tagen. "Wir bekommen die Probleme in den Griff."

Geplant ist, dass die Erste Group Immorent, die Hypo und das Land Salzburg wie alle atypischen stillen Gesellschafter aussteigen. Ihre Anteile übernimmt die Gemeinde, fünf Prozent behält der Kurfonds.

Die Therme sitzt auf fast sieben Millionen Euro an Schulden, heuer zeichnen sich durch Abschreibungen operative Verluste von bis zu 400.000 Euro ab, bei positivem Cashflow, wie Stöckl versichert.

Finanzielle Altlasten durch teure Renovierungen und Schadenersatzzahlungen an einen Immobilien-Investor brachten die Bad Gasteiner ebenso in die Bredouille wie Gästeschwund. Die Therme lebt von Touristen, die im Sommer rar sind. Konkurrenz aus Kaprun und Altenmarkt trocknet den Besucherstrom zusätzlich aus.

Ein neuer Geschäftsführer soll das Felsenbad sanieren. Bewerber sind nach wie vor willkommen.

"Beruhigungspillen"

Andreas Kreutzer analysiert Österreichs Thermenlandschaft seit zehn Jahren. Von Gemeindehaftungen und kommunaler Führung hält der Marktforscher äußerst wenig. "Das sind Beruhigungspillen, die nichts verbessern." In der Regel strauchelten jene Betriebe, die stark mit Gemeinden und Ländern verquickt seien. "Es braucht mehr strategische Investoren."

"Da muss sich erst einmal einer finden. Private Interessenten lassen sich an einer Hand abzählen", hält Franz Rauchenberger entgegen, " meist bleibt dafür nur die öffentliche Hand übrig." Der Chef der Tourismusorganisation Thermenland vermarktet sechs steirische Bäder, darunter Loipersdorf, Radkersburg und Blumau. Letzteres verbuchte 2011 bei knapp acht Millionen Euro Verbindlichkeiten 714.000 Euro an Bilanzverlust.

Loipersdorf kam zuletzt auf 24 Millionen Euro Schulden bei ei- nem Minus von 415.000 Euro. Ro- te Zahlen sprudeln freilich viele warme Quellen quer durch Österreich. Rauchenberger verweist auf laufende hohe Investitionen. Allein die Revitalisierung der Parktherme in Radkersburg habe heuer rund zwölf Millionen Euro erfordert, Förderungen des Landes miteingerechnet. Man dürfe Thermen nicht als isolierte Projekte sehen, sondern als Investition in die Infrastruktur, "viele sind Trägerraketen für den Tourismus".

Kreutzer sieht die Gästezahl jedoch in keiner Relation zu neu geschaffenen Kapazitäten. Die Auslastung sei nicht planbar und liege im Schnitt bei 70 Prozent, was zu wenig sei. "Es gibt unglaublichen Verdrängungswettbewerb."

Insgesamt nehme die Zahl der Eintritte zwar jährlich um zwei Prozent zu (heuer waren es in 36 Thermen 8,4 Millionen), doch die Besuche an sich werden kürzer.

Neun von zehn Betrieben seien auf Familienerlebnisse ausgerichtet, "und hier beginnt das Dilemma", sagt der Chef von Kreutzer Fischer & Partner. Wer Wellness suche, finde sie in öffentlichen Thermen nicht mehr - und weiche daher in Sterneresorts aus. Anstatt zu großen teuren Hallenbädern zu werden, müssten die Betriebe aus seiner Sicht stärker spezielle Zielgruppen ansprechen - und auf die Kinderschar verzichten.

In Fohnsdorf sorgte die Therme Aqualux für ein Finanzdebakel, der Rechnungshof bezeichnete im Vorjahr die Bauentscheidung als falsch. SP-Bürgermeister Johann Straner wälzt mittlerweile wieder Ausbaupläne: Bis zu 900.000 Euro sollen investiert werden, er hoffe auf eine Landesförderung von 30 Prozent, bestätigt er. Was die hohen Schulden betrifft, müsse man der Kommunalkredit bis 2016 nur die Zinsen bezahlen. Der Ausbau bringe mehr Besucher, und "damit schaffen wir bessere Ergebnisse". (Verena Kainrath, DER STANDARD, 12.12.2012)