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Alexander Van der Bellen, "derzeit" Nachfolger von Alexander Van der Bellen.

Foto: APA/Schlager

Wien - Der grüne Wiener Gemeinderatsmandatar Alexander Van der Bellen bleibt bis auf Weiteres städtischer Uni-Beauftragter: "Ich bin derzeit mein Nachfolger", sagte er am Dienstag in einer Pressekonferenz, wo er seinen zweiten Jahresbericht vorlegte. Eigentlich hatte er im Juni angekündigt, mit dem Wechsel vom Nationalrat ins Rathaus den eigens für ihn geschaffenen Posten abzugeben - wegen Unvereinbarkeit. Das sieht er jetzt anders: "Es gibt sogar Synergieeffekte."

Van der Bellen versicherte aber, dass er die Nachfolgersuche nicht ad acta gelegt habe: "Es ist nicht ganz einfach, Personen mit hinreichend Zeit und Leidenschaft zu finden." Zudem erfolge die Arbeit ehrenamtlich - es gibt also kein Gehalt, was problematisch für die Nachfolgersuche scheint. Gegenüber dem STANDARD sagte Van der Bellen, dass man ja nicht "von jedem verlangen" könne, als unbezahlter Wissenschaftsbeauftragter zu arbeiten.

Der grüne Politiker versicherte heute jedenfalls, dass er "die Sache" gerne mache, aber auch: "Ich würde es gerne jederzeit in andere Hände geben, aus bestimmten Gründen." Zeitdruck, einen Nachfolger zu finden, habe er jedoch keinen. Es gebe ein, zwei Personen, die er sich "sehr gut" als Uni-Beauftragte vorstellen könne - Namen wollte er aber keine nennen.

Zweiter Bericht

Van der Bellen äußerte heute auch den Wunsch an die Stadt, den Posten als Beauftragten für Universitäten und Forschung - wie seine Funktion offiziell heißt - unabhängig von seiner Person zu erhalten. Als Uni-Beauftragter präsentierte er heute seinen zweiten Jahresbericht, der den Titel "Auf dem Weg zur Zwei-Millionen-Stadt: Wie gestalten wir die Wissensmetropole Wien?" trägt. Mit dem 40-seitigen Dossier wolle er für die Vision werben, die Bundeshauptstadt in den kommenden Jahrzehnten zum "intellektuellen Zentrum Zentraleuropas" zu machen.

Um dem Ziel näher zu kommen, brauche es unter anderem mehr Geld für die Institutionen. Zudem plädierte er für eine Änderung des Fremdenrechts auf Bundesebene. Nur so sei ermöglicht, dass Forschende zukünftig verstärkt nach Wien gezogen werden und Studierende aus Drittländern auch hier gehalten werden können. Zudem müssten universitäre Einrichtungen in der Stadt sichtbarer gemacht werden. Als positives Beispiel hob er die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Rings in Universitätsring hervor.

Die Institutionen sollen auch für die Öffentlichkeit zugänglicher gemacht werden, so seine Forderung. Den neuen Standort der Wirtschaftsuniversität beim Prater ist für ihn ein "spannendes architektonisches Projekt" und wenn alles klappt eine "Stadt in der Stadt". Bei der Planung des Campus wurde laut Bericht auch Wert gelegt, diesen für die Bürger offen zugänglich zuhalten. Einer der Pläne des Uni-Beauftragten für 2013: Es soll eine Studie über die Wertschöpfung von Universitäten, Fachhochschulen und Forschungsinstituten vergeben werden.

ÖVP kritisiert Van der Bellen

Kritik an Van der Bellens Arbeit gab es von der Rathaus-Opposition ÖVP. Das diesjährige Ergebnis des Wissenschaftsbeauftragten, der ein Jahresbudget von 210.000 Euro zur Verfügung habt, ist "mehr als dürftig", hielt Bildungssprecherin Isabella Leeb in einer Aussendung fest. Überhaupt könne Van der Bellen als Mitglied des Gemeinderats diese Aufgabe ohne eigenes Budget bewältigen, ist sie überzeugt. Die Million Euro, die der Wissenschaftsbeauftragte bis zum Ende der Legislaturperiode koste, sollte besser direkt in Wissenschaft und Forschung investiert werden. (APA/red, derStandard.at, 11.12.2012)