Fliegende Einblicke in eine besondere Tanzwelt: "Old Chaos New Order" im Brut.

Foto: Elena Tikhonova

Wien - Leicht haben sie sich's in ihrem neuen Stück Old Chaos, New Order nicht gemacht, die beiden russischen Choreografen und Tänzer Oleg Soulimenko, der mittlerweile Österreicher ist, und Andrei Andrianov. Die Idee klingt ja zunächst einmal nach Bequemlichkeit:

Die zwei haben eine E-Mail an fünf Choreografen und Künstler ausgeschickt - mit der Bitte, ihnen je einen Entwurf für etwa zehnminütige Szenen zu schicken, die sie zu einem Stück montieren wollten. Meg Stuart, Steve Paxton, Markus Schinwald, Robert Steijn und Janez Jansa haben dann auch geliefert:

Paxton war einst Mitglied des berühmten Judson Dance Theater, Stuart hat eine neue Körpersprache in den Tanz eingeschleust, Steijn ist der Obermystiker in der Gegenwartschoreografie, Jansa ein renommierter Polit-Performancekünstler und Schinwald einer der elaboriertesten unter den jüngeren österreichischen Künstlern.

Wie herausfordernd die Anweisungen dieser fünf sind, ist denn auch dem Programmheft zu entnehmen. Soulimenko und Andrianov haben daraus eine Choreografie zusammengestellt, die so witzig, leicht und hintergründig ist, dass Nichtspezialisten und Kenner gleichermaßen ihre Freude haben können. Die Ersteren erhalten einen tiefen Einblick in üblicherweise verborgene Dynamiken hinter dem zeitgenössischen Tanzschaffen, die Zweiteren erleben die beiden Choreografen als glänzende Satiriker im Diskursfeld.

Geschickt setzen die sich in ironische Distanz zu den gelieferten Handlungsanweisungen und subvertieren dabei zugleich ihre eigene Aura als "Originale" schaffende Künstler. Das beschert dem Publikum auch einige Nüsse, die dann nicht ganz leicht zu knacken sind. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 11.12.2012)