Hier werden Texte der Oberiu- Bewegung, die als Erfinderin der absurden Kunst gilt, theatral montiert. 

Foto: jagoutz

Klagenfurt - In jedem Herrgottswinkel ist Vada, der Verein zur Anregung des dramaturgischen Appetits, bereit zu spielen. Was als intimes Volkstheater angepriesen wird, ist Vermittlung purer, unverfälschter Literatur mit russischen Wurzeln. Yulia Izmaylova und Felix Strasser, Spezialisten für avantgardistische Literatur und die kleine theatrale Form, wagen sich mit Uksus (Russisch für "Essig") auf die große Bühne der Theaterhalle 11.

Montiert wurden - nach dem Verfahren der Plotmontage - Texte der Oberiu- Bewegung, die als Erfinderin der absurden Kunst gilt. Atmosphärisch nachempfunden werden "Drei linke Stunden", in denen die Literaten 1928 im Leningrader Haus der Presse Stellung bezogen und dafür von Stalins Schergen verhaftet wurden.

Politischer Widerstand im absurden Gewand, der an diesem Theaterabend viel Freude bereitet und - das liegt wohl in der Natur der Sache - auch Verwirrung stiftet. Rüdiger Hentzschel brilliert als Bourgeois, Sirje A. Viise überzeugt als willensstarker Sopran. Ganz wunderbar: Adolfo Assor, in jeder Rolle des Freundeskreises des Protagonisten Daniil Charms und Josef Oberauer als Tenor im Babuschka-Kostüm.

Richard Klammer hat beim Entwurf des Bühnenbilds seine Favelas farblich auf Leningrads Hochhäuser übertragen, und Bella Bans Kostüme und Requisiten funktionieren perfekt in der verschachtelten Unterkunft des Ehepaars Charms. Den Ton gibt Kärntens Jazzelite (The Talltones extended) an, die sich hochkonzentriert an die Opernpartitur des Amerikaners Erling Wold fesselt.

Die poetischen, jedoch sich nie anbiedernden Melodien mit balkanischen Versetzungen werden vom jungen Slowenen Davorin Mori dirigiert. Es bleibt ein unvergesslicher Abend mit Kunst, auf die man sich einlassen muss und für die man reich belohnt wird. (Sabine Zwitter, DER STANDARD, 11.12.2012)