Bild nicht mehr verfügbar.

In China arbeiten Geldinstitute mit Schattenbanken zusammen. Diese Praxis könnte sie einholen.

Foto: APA/BARBARA GINDL

In China steigen die Einkommen. Und ihr Geld wollen und müssen die Chinesen auch anlegen. Um diese Ersparnisse der Bevölkerung "kämpfen die Banken hart", schreibt das Wall Street Journal (WSJ). Immer häufiger komme es dabei zu fragwürdigen Anlagetipps, die ein hohes Risiko beinhalten. Ein Vermögensberaterin etwa habe ihren wohlhabenden Kunden ein Finanzprodukt verkauft, das nur Verluste gebracht habe.

Ähnliche Probleme während US-Finanzkrise

Die Probleme seien ähnlich wie in den USA während der Finanzkrise, sagt Charlene Chu, die bei Fitch die Bankenbranche analysiert, der Wirtschaftszeitung. Auch US-Banken hätten ihren Kunden damals Hypothekenkredite verkauft, ohne die Risiken abzusichern.

"Die Produkte, die in China verkauft werden, sind eine Mischung von kurzfristigen Investments - ähnlich wie strukturierte Wertpapiere im Westen", so das WSJ. Sie würden mit Anlageklassen vollgepackt, von Anleihen über Geldmarktfonds bis hin zu physischen Gütern. Einige der Gelder seien aber auch für hochverzinste Kredite an risikoreiche Kleinunternehmen verwendet worden, deren Kreditwürdigkeit von den Banken selbst als nicht ausreichend für ein Darlehen beurteilt wurde. Das könnte die Kredit- und Anlageverluste in Chinas Finanzsystem erhöhen, meinen Kritiker.

Regierung kennt die Risiken

Die Regierung in Peking sei sich dieser Risiken bewusst. Die Behörden hätten zugesichert, dass die Aufsicht von Kreditgeschäften auch außerhalb formaler Bankenkanäle verstärkt werde. Sie wolle die Zunahme von riskanten Investmentproduktangeboten eingrenzen, die auf der Jagd nach Sparern sind und auf hohe Rendite abzielen, so das WSJ. Die Praxis, Kredite außerhalb der offiziellen Kanäle zu vergeben, wachse in China sehr stark.

Der Fall des Kohleminenbesitzers Wang Pingyan zeigt die verborgenen Risiken, die diese Verbindungen zur "Schattenbanken-Industrie" bringen. Begonnen habe alles mit der Entscheidung der chinesischen Regierung, kleine Kohleminen-Betriebe aus Sicherheitsgründen zu verstaatlichen, schreibt die Wirtschaftszeitung. Den Besitzern solcher Minen blieben zwei Möglichkeiten: Aus dem Geschäft aussteigen, oder wachsen. Wang entschied sich fürs Expandieren. Aber die Staatsbanken wollten ihm kein Geld leihen. Also wandte er sich an Privatinvestoren. Insgesamt soll er Kredite in Höhe von rund fünf Milliarden Yuan aufgenommen haben, das sind 620 Millionen Euro. Jetzt könne er seine Ausstände nicht bezahlen.

Schattenkredite nehmen zu

Schattenkredite machen in China derzeit rund 20 Billionen Yuan (2,49 Billionen Euro) aus, zitiert das WSJ aus Daten des Finanzdienstleisters Sanford C. Bernstein. Das sei etwa ein Drittel des Vermögens, das die offiziellen Banken verliehen haben. Noch im Jahr 2008 lag der inoffizielle Geldverleih bei fünf Prozent der Bankkredite. Beobachter befürchten, dass die Schuldner ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können, sobald das Wirtschaftswachstum abnimmt.

Das könnte dann auch die Staatsbanken in Mitleidenschaft ziehen. Denn: "Normale Banken und Schattenbanken sind nicht isoliert voneinander. Viele Aktivitäten in den beiden Systemen haben Einfluss aufeinander", wie Xiao Gang, Chef der Bank of China, in einem Beitrag für eine chinesische Zeitung schrieb. (part, derStandard.at, 17.12.2012)