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Das Kioto-Protokoll wird bis 2020 verlängert. Entwicklungsländer und Umweltschützer sparen nicht mit Kritik.

Doha - Der auf dem Klimagipfel in Katar erzielte einzige konkrete Kompromiss, die Verlängerung des Kioto-Regimes, stößt bei Umweltschützern und Entwicklungsländern auf Kritik. Neben Nicht-regierungsorganisationen wie Greenpeace fällten auch von der Erderwärmung bedrohte Inselstaaten ein vernichtendes Urteil.

"Der Klimaschutz ist auf der Strecke geblieben", wetterte etwa Hubert Weiger, Chef des deutschen Bundes für Umwelt und Naturschutz. Die wachsweichen Beschlüsse leisten keinen Beitrag, um den globalen Temperaturanstieg zu bremsen. Resigniert auch der WWF: "Der Klimaschutz wurde in die Wüste geschickt." Damit es überhaupt so weit kam, musste die katarische Präsidentschaft die Peitsche schwingen. Sonst wäre der Gipfel, der sich im Wüstenemirat tagelang dahinschleppte, wohl gescheitert. Konferenzpräsident Abdullah bin Hamad Al-Attyah entschied quasi im Alleingang, dass das zu Jahresende auslaufende Kioto-Protokoll bis Ende 2020 verlängert werden soll.

  • Kioto II Die 27 EU-Länder und zehn weitere Staaten verpflichten sich zu festen Reduktionszielen in einer zweiten Kioto-Runde bis Ende 2020. Die EU möchte ihre Treibhausgasemissionen bis dahin um 20 Prozent reduzieren - im Vergleich zu 1990. Da die bisher geplanten Reduktionen schwach sind, sollen die Länder bis 30. April 2014 ihre Klimaziele möglichst erhöhen. Die Kioto-Länder stoßen zwar nur 15 Prozent der weltweiten Treibhausgase aus, der Vertrag gilt jedoch als wichtig, damit auch Schwellenländer nachziehen. Japan, Neuseeland, Russland haben im Kioto-Prozess aber keine festen Klimaziele mehr. Kanada ist ausgetreten, die USA nicht dabei.
  • Heiße Luft Bei Kioto II dürfen die Staaten nur noch eingeschränkt mit Emissionsgutscheinen handeln. Was mit den Verschmutzungsrechten nach 2020 geschieht, ist offen - laut Klimaschützern eine Hypothek, weil Russland riesige Mengen davon hat, die es verkaufen möchte. Dass es in Kioto II überhaupt eine Handelserlaubnis gibt, gilt als Zugeständnis an Polen, das wie Russland viel weniger Treibhausgase ausstößt als erlaubt und deshalb auf Emissionsgutscheinen sitzt.
  • Treibhausgase Zu den sechs Hauptklimakillern kommt Stickstofftrifluorid hinzu. Es dient der Produktion von Flachbildschirmen wie Solarzellen und ersetzt Fluorkohlenstoffe. Seine Menge ist stark gestiegen, es ist 17.200-mal klimaschädlicher als CO2.
  • Geld Ärmere Staaten bekommen Geld für den Einsatz klimafreundlicher Energien und die Anpassung an den Klimawandel: Deutschland je 1,8 Milliarden Euro für 2013/2014, Großbritannien 2,2 Milliarden. Wie der Gesamtbetrag auf 77 Mrd. Euro steigen soll, die ab 2020 jährlich versprochen sind, ist unklar.
  • Globaler Klimavertrag Der Fahrplan zu einem umfassenden Klima-Abkommen wurde bis 2015 fixiert. Da soll das Abkommen fertig werden, damit es 2020 in Kraft treten kann. Auch die USA machen bei den Verhandlungen mit.

Politiker wie der deutsche Umweltminister Peter Altmaier verteidigten die Einigung als ausgewogenes Paket, das die Weichen für ein umfassendes Klimaschutzabkommen stelle. Österreichs Umweltminister Nikolaus Berlakovich sieht darin gar einen "Türöffner für einen Weltklimaschutzvertrag". (ung, dpa, Reuters, DER STANDARD, 10.12.2012)