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Rund die Hälfte der Beschenkten weiß mit den Präsenten wenig anzufangen.

Foto: APA/Gindl barbara

Wien – Jubeln hat im Weihnachtsgeschäft Tradition. Wie alle Jahre wieder überschlugen sich am Wochenende frohe Umsatzbotschaften quer durch die Bundesländer. Hinter den Kulissen herrscht freilich Ernüchterung. Denn die flaue Konjunktur bremst die Kauflaune.

Gewinner sehe er im Einzelhandel derzeit keine. Dass das Weihnachtsgeschäft sehr mühsam verlaufe, darüber täuschten auch volle Einkaufsstraßen an den Samstagen nicht hinweg, meint der Präsident des Handelsverbands und des Shoppingcenterverbands, Stephan Mayer-Heinisch. Stark unter Druck stünden durch neue große Mitbewerber vor allem Textilanbieter. Der Elektrohandel kämpfe mit der Konkurrenz aus dem Web.

X-Mas verliert an Bedeutung

Bisher sei der Weihnachtsumsatz leicht unter dem Vorjahr, sagt der Geschäftsführer der Bundessparte Handel, René Tritscher. Er sei zuversichtlich, dass sich letztlich noch das gleiche Niveau erreichen lassen, Grund zur Euphorie gebe es jedoch keine. Die Zahl der spätentschlossenen Käufer jedenfalls wachse. Alles verschiebe sich zunehmend nach hinten.

Für Sparten wie den Schmuck- oder Spielzeughandel habe Weihnachten hohe finanzielle Bedeutung. Doch für den gesamten Einzelhandel nehme der Wert des Festes übers Jahr gerechnet stetig ab. Gemessen am gesamten Umsatz in Österreich, liegt der Mehrwert lediglich bei 2,5 Prozent. 1992 waren es noch mehr als vier Prozent.

1,6 Milliarden Euro Geschenke

Im Vorjahr ließen sich die Österreicher ihre Geschenke gut 1,6 Milliarden Euro kosten. Rund 200 Millionen wurden an den Adventmärkten liegengelassen. Das sagt zumindest die Statistik. Die meisten wissen auch nach dem Fest nicht, wie viel sie dafür tatsächlich ausgegeben haben. Bei den Handelsangestellten häuft sich im Dezember in der Regel die vertraglich nicht vereinbarte Mehrarbeit – viele Überstunden bleiben unbezahlt, klagen Gewerkschafter.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut geht davon aus, dass die Prognosen für den gesamten Handel nach unten revidiert werden. Derzeit steht ein reales Minus von 0,4 Prozent im Raum. Im ersten Halbjahr sei die Sparneigung gestiegen; vor allem beim Kauf von Möbeln oder Autos herrschte Zurückhaltung. Die Nationalbank sieht für den Privatkonsum ein Wachstum von 0,3 Prozent, deutlich weniger als ursprünglich erwartet.

Im Grunde hat sich beim Weihnachtsgeschäft seit zehn Jahren nichts geändert, sagt der Handelsexperte der Wirtschaftsuni Wien, Peter Schnedlitz. Dass Gutscheine steter Renner unter den Präsenten seien, liege an den Vorabbefragungen der Marktforscher – sie seien halt die neutralste Fluchtantwort. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 10.12.2012)