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Mit Surface hätte Microsoft die Chance gehabt, eine neue mobile Marke zu etablieren.

Foto: apa

Es ist eine gewagte Theorie, aber eine, die gut argumentiert wird: Tom Warren von "The Verge" schlägt vor, die Marke "Windows" zu streichen. Zumindest, wenn es um das Surface und andere mobile Plattformen geht. Im Kampf um Konsumenten im mobilen Bereich sollte Microsoft also auf eine Marke verzichten, die sich nun seit über 25 Jahren hält. Windows hätte zwar das Desktop Computing massiv geprägt, seit der mobilen Ära wäre aber ein Paradigmenwechsel eingetreten, dem der Name "Windows" nicht gut tut.

"Microsoft hat Windows missbraucht"

Warren meint weiter, dass Microsoft zu einer Zeit, in der andere schon an mobile Computing dachten und Apple gerade das iPhone in Vorbereitung hatte, massiv mit Windows Vista gekämpft hätte. Ein Betriebssystem, dessen schlechte Rezensionen Microsoft nachhaltig geschadet haben und in den Köpfen vieler Konsumenten bleiben. Paul Thurrot von WinSupersite meint sogar, Microsoft habe die Marke "Windows" derartig missbraucht, dass es sein Prestige längst verloren habe. Seiner Meinung nach hätte Windows als Betriebssystem so weiterbestehen können, bei Windows RT wäre "Surface" aber eine gute Alternative gewesen. In den Augen der Konsumenten wäre ein Weggehen von der Marke "Windows" im mobilen Bereich durchaus sinnvoll gewesen. Ein neuer Anfang.

Windows schreckt ab?

Der Grund dafür sei, dass die User, die mobile Windows-Plattformen nutzen, sich völlig unvoreingenommen auf etwas Neues einlassen könnten. Viele werden durch den Beinamen "Windows" abgeschreckt, so Warren. Bluescreens, Anit-Virenprogramme, Firewalls: Das alles seien Faktoren, die die Nutzer von Windows Phone oder Surface abhalten. Dies sei auch der Grund, warum die ersten Geräte aus der Post-PC-Ära so gut angekommen wären. Das iPad oder andere mobile Geräte hätten die Menschen von ihren Rechnern weggetrieben. Und einen Computer verbindet man eben auch mit Windows.

Verwirrung stiften

Mit Windows 8 hätte Microsoft zwar einen neuen Weg eingeschlagen, da man Desktop- als auch mobile User gleichermaßen zufriedenstellen möchte, ein völliger Neustart ist es allerdings nicht. Auch in Windows 8 sei noch nicht alles perfekt, weshalb  ein neues Branding an dieser Stelle sehr hilfreich gewesen wäre: Neue Assoziationen, die User mit ihren Geräten knüpfen können.

Die schlechten Rezensionen gingen laut Warren unter anderem damit einher, dass die Erwartungshaltung beim Lesen des Namens "Windows" automatisch eine andere sei. Das mache es sehr schwer, ein System für ein Tablet vorbehaltlos zu testen. Windows RT würde hier nur Verwirrung stiften, denn die wenigsten User wüssten, dass es keine vollwertige Windows-Version sei. Ein neuer Markenname hätte auch möglicherweise mehr Neugier auf etwas Neues ausgelöst.

Konsument braucht Bekanntheit von Windows nicht

Analysten sehen das alles etwas anders. Es wäre "ein sehr riskanter" Schritt für Microsoft, so Wes Miller gegenüber The Verge. Auch Journalisten sind von Warrens Idee nicht ganz begeistert: ZDNet Autorin Mary Jo Foley meint, dass dies viel zu teuer und zu schwierig wäre. Microsoft würde zudem noch eine lange Zeit auf den Namen Windows setzen wollen, egal ob Desktop, Tablet oder Smartphone.

Warren ist aber davon überzeugt, dass Microsoft es schaffen würde, eine neue Marke zu etablieren. Schließlich sei das mit der Xbox auch gelungen. Dort sei es mittlerweile ja auch keine ausschließliche Bezeichnung für eine Konsole mehr, sondern auch für den Service, der rundherum geboten wird. Er ist fest davon überzeugt, dass Microsoft mit Surface eine neue Marke brauche, da der Konsument die Kompatibilität und die Bekanntheit von Windows nicht unbedingt brauche. (red, derStandard.at, 9.12.2012)