Doha - Die fast 200 Teilnehmerstaaten des Welt-Klimagipfels haben sich am Samstag auf einen Kompromiss zur Bekämpfung der Erderwärmung geeinigt. Sie stimmten für eine Verlängerung des eigentlich Ende des Jahres auslaufenden Kyoto-Protokolls bis 2020. Ein Scheitern des Gipfels wurde so am Samstag verhindert.

Die Verlängerung wurde von Katar, dem Veranstalterland der Konferenz, durchgesetzt. Nach zähem Ringen entschied Konferenzvorsitzender Abdullah bin Hamad Al-Attiyah quasi im Alleingang, dass das neue Gerüst, das aber keine schärferen Verpflichtungen vorsieht, ab 2013 gelten soll.

Polen, Russland und Ukraine blockierten

Zuvor hatten erst Polen und dann Russland und die Ukraine die Verlängerung des bisher einzigen internationalen Abkommens mit verpflichtenden Vorgaben für eine Minderung klimaschädlicher C02-Emissionen blockiert.

Neben den 27-EU-Staaten machen rund zehn weitere Länder bei Kyoto II mit, darunter Australien, Norwegen und die Schweiz. Ein Weltklimavertrag, bei dem sich alle Länder verpflichten sollen, ist erst ab 2020 geplant. Zwar beteiligen sich an Kyoto II nur noch Länder, die 15 Prozent der Emissionen ausmachen. Dennoch gilt die Fortsetzung des bisher einzigen bindenden Klimaschutzabkommens als wichtiges Symbol, damit andere Länder sich tatsächlich in einen Weltklimavertrag einbinden lassen.

Freiwillige Minderung von Emissionen

Viele andere Staaten wollen bis 2020 freiwillig Emissionen mindern - aber meist auf niedrigem Niveau. Wichtige Länder wie Kanada und Japan machen bei dem verlängerten Kyoto-Protokoll, das ab 2013 gelten soll, nicht mehr mit. Damit Kyoto II nicht nur eine Festschreibung des Status Quo wird, soll es 2014 eine Überprüfung geben, bei der Länder ihre Ziele hochschrauben können.

Greenpeace sieht Alarmsignal

Klimaschützer von Greenpeace haben das "im Eilverfahren durchgepeitschte Paket von Doha" stark kritisiert. "Dieses Ende der Konferenz ist ein Alarmsignal dafür, dass dieser Prozess völlig neu aufgestellt werden muss, um das zu liefern, was aus Sicht der Wissenschaftler nötig ist", sagte Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser am Samstag.

Das Problem der überschüssigen Emissionsgutschriften sei keineswegs gelöst. "Beim Kyoto-Prozess ist der Handel mit ihnen nun weitgehend begrenzt", sagte Kaiser. Für die Zeit nach 2020 seien sie jedoch nicht aus dem Verkehr gezogen.

Global 2000: "Blockierer haben gewonnen"

Ähnliches ist von der Umweltschutzorganisation Global 2000 zu hören. "Blockiererstaaten wie Polen haben gewonnen, Klimaschutz und die Entwicklungsländer sind die klaren Verlierer. Wir sind nach wie vor auf einem Pfad zu einer um vier Grad wärmeren Welt, die zunehmende Dürren, Katastrophen und Millionen Klimaflüchtlinge bedeuten würde", zeigte sich Klimasprecher Johannes Wahlmüller in einer Aussendung besorgt.

"Die EU hat mit der Unterzeichnung der zweiten Verpflichtungsperiode von Kyoto lediglich eine symbolische Geste gesetzt, denn ohne ambitioniertere Ziele wird keine einzige zusätzliche Tonne CO2 eingespart. Zudem hat sich Polen gegen 26 EU-Länder durchgesetzt und eine klare Entscheidung zum Verfall von Überschusszertifikaten verhindert", so Wahlmüller weiter.

Scharfe Kritik äußerte Wahlmüller auch an Österreich, weil die "Klimasoforthilfe", die Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel unterstützt hat, 2012 ausläuft: "Von einem reichen Land hätte man eine konkrete Zusage an Unterstützung erwarten können." (APA/Reuters, 8.12.2012)