Toyota hält Wort und treibt die Hybridisierung seiner Modelpalette massiv voran. Der kleinste und der größte Beitrag im Test: Yaris Hybrid und Prius+, der weltweit erste Vollhybrid-Van

Etliche Autohersteller sind inzwischen zur Überzeugung gelangt, dass die Hybridisierung der Automobile der nächste Schritt in die Zukunft ist. Mit der Meinung ist Toyota schon lange nicht mehr alleine, auch wenn man dort sie in gewisser Weise den Ton angibt.

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Warum dem so ist, liegt auf der Hand. Der Verbrennungsmotor hat zu hohe Abgaswerte, aber eine fantastische Reichweite - der Elektromotor hat das Zeug zur Nullemission, kommt aber nicht weit und braucht viel zu lange beim Nachtanken, also -laden.

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Die Lösung liegt in der Kombination. Vorerst. Die Verschränkung der Systeme hat aber auch Nachteile. Bei Toyota sind das: CVT-Getriebe und wenig emotionales Fahren.

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In der Realität braucht man aber keinen Wagen, mit dem man locker 350 km/h schnell fahren kann. Weil man eh nicht darf. Eine Beschleunigung von 0 auf 100 in Zweikommairgendwas ist entsprechend entbehrlich. Das zeigte der Test der so unterschiedlichen Hybriden von Toyota, der Test des kleinen, kompakten Yaris ...

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... und des Van-tastischen Prius+.

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Der Blick beim Fahren ändert sich. Statt auf den Tacho stiert man plötzlich ständig auf die Systemanzeige, die über Verbrauch und Antrieb aufklärt. Vorausschauendes Fahren wird zum höchsten Ziel. Nenn du mich Verkehrshindernis, ich nenn dich gestresst. Bewusstseinserweiterung. Auch mit der entspannten Fahrweise erreicht man sein Ziel. Kaum später, aber ruhiger.

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Während das für den Yaris Hybrid nun wirklich vollkommen zutrifft, wird man im Prius+ dann doch manchmal kribbelig. Der zähe Antrieb zerreißt manchmal das stärkste Nervenkostüm - etwa beim Ampelstart -, sodass man schon fast böswillig ins Gaspedal latscht und das quälende Kreischen des Motors mit Genugtuung quittiert. Der Eco-Modus bleibt trotzdem aktiv. Ihn auszuschalten gehört sich einfach nicht.

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Dafür hat der Prius+ aber auch seine Vorteile. Als echter Van nimmt er es mit bis zu 1750 Liter Gepäck auf. Da geht sich ein größerer Christbaum im Kofferraum aus als im Yaris. Was wir uns aber nicht vorstellen wollen, ist, wie der Prius+ dann antritt, wenn wir ihn mit Gewichten beladen.

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Was Fahrwerk und Lenkung angehen, geben sich Yaris und Prius+ die Hand. Sie schwimmen natürlich auf der gelassen komfortablen Welle. Da rappelt nichts, die beiden schweben über Unebenheiten hinweg. Die Lenkung ist keinen Deut zu direkt. Das macht aber auch nichts.

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Was wir uns schon eher wünschen würden, das wäre ein liebevoller ausgestatteter Innenraum. Der Eindruck, dass Toyota bei den Materialien nicht nur aufs Gewicht, sondern auch auf den Preis geschaut hat, verlässt einen nicht.

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Da sind die blauen Zierstücke auf den Schaltstöcken schon die einzige Augenweide. Mit den vielen Displays, den wandernden Balken und Anzeigen für Verbrauch und Antrieb wähnt man sich zudem manchmal in einer fahrenden Spielkonsole. Einer auf Bachblüten halt. Denn perfektionierte Gelassenheit ist die Stärke der Computerspiele sonst ja nicht.

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Die Stärke der Hybriden ist das spritsparende, abgasarme Vorankommen. Abstriche beim Alltagsnutzen braucht man aber nicht zu machen. Der Yaris ist wie sein verbrennungsgetriebener Bruder ein ansehnlicher Kleinwagen, der vier Personen Platz bietet. Sogar der Kofferraum ist gleich groß. Denn die Batterien sitzen unter der hinteren Sitzbank. Er steht folglich konventionellen Kleinwagen um nichts nach - durch den Hybridantrieb ist er zwar etwas schwerer, aber das merkt man kaum.

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Noch viel, viel mehr Platz gibt es im Prius+. Dafür fehlt es ihm nicht nur am pfiffigen Design, er fährt sich auch nicht so locker flockig wie der Yaris. Wer aber öfter mit drei weiteren und ausgewachsenen Personen unterwegs ist - vielleicht sogar mit Gepäck - ,wird zum Prius+ greifen.

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Es darf sogar ein bisschen mehr sein. Den Prius+ gibt es auch mit sieben Sitzen. Dann wird es in der hintersten Reihe allerdings ungemütlich, und für Gepäck bleibt kaum noch Platz. Kinder finden aber mehr als ausreichend Platz in der dritten Reihe.

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Wegen des Raumangebots im Prius+ spitzt auch eine ganze Berufsgruppe auf dieses Auto. Er wird die Flotten der Taxiunternehmen zunehmend dominieren. Taxler profitieren ja besonders von den Stärken der Hybridmotorisierung. Denn gerade auf den Kurzstrecken, im Stop-&-Go-Verkehr, wird der Spritspareffekt am deutlichsten, wenn immer wieder der Elektromotor den Benziner in die Pause schickt.

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Yaris wie Prius+ schlagen sich auch auf der Autobahn ausgezeichnet. Nur weil dort der Benziner die Hauptarbeit leistet, der Elektromotor mehr ein Drehmoment-Booster ist, steigt der Verbrauch hier auf Benzinerniveau.

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Die Summe aller Vorteile aber ist es, die für diese Autos spricht. Da zählen die Nachteile kaum. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 7.12.2012)

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