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Die umstrittene Chemikalie konnte unter anderem in Energydrinks, Bier und Orangensaft nachgewiesen werden.

Wien - Die Chemikalie Bisphenol A wird unter anderem  für Fettleibigkeit, Diabetes oder auch Zeugungsunfähigkeit verantwortlich gemacht. Eine Analyse der AKNÖ und Umweltbundesamt von Getränken aus Alu-Dosen hat ergeben: Fast alle untersuchten Dosengetränke weisen Spuren von Bisphenol A auf.

Die AKNÖ und das Umweltbundesamt haben 15 Getränke getestet. Elf Getränke waren in Alu-Dosen abgefüllt, drei in  Glasflaschen und ein Getränk in einer PET-Flasche. "Zehn von elf untersuchten Dosengetränken waren mit dem Problemstoff Bisphenol A belastet. Die Chemikalie ähnelt in der Wirkung dem weiblichen Hormon Östrogen und beeinflusst das Hormonsystem", erklärt AKNÖ-Lebensmittelexperte Helmut Bohacek und ergänzt: "Die Getränke in Glas- und PET-Flaschen enthielten keine Spuren dieser Chemikalie."

In Schnullern, Beißringen und Babyflaschen verboten

Die gesundheitlichen Grenzwerte in den Dosengetränken werden nicht überschritten, trotzdem gibt es unter Experten  starke Bedenken, was den Einsatz von Bisphenol A im Lebensmittelbereich betrifft. "Das Umweltbundesamt hat die Substanz in Müttern und Babys nachgewiesen. Schadstoffe werden vor allem über die Nahrung aufgenommen, daher sollten Lebensmittel frei von Stoffen wie Bisphenol A sein", erklärt Gundi Lorbeer, Leiterin des Bereichs Stoffe und Analysen im Umweltbundesamt.

Die Möglichkeit des Auftretens schädigender Wirkungen unterhalb der derzeit gültigen Werte, insbesondere bei empfindlichen Bevölkerungsgruppen, ist Gegenstand einer aktuellen Neubewertung durch die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit).

In Babyfläschchen ist die Chemikalie EU-weit bereits verboten, in Österreich auch in Schnullern und Beißringen. In Frankreich soll Bisphenol A ab Mitte 2015 aus allen Lebensmittelverpackungen verbannt werden.

Gesundheitsgefahr Bisphenol

Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit, Krebs, Übergewicht, Diabetes und einen erhöhten Bisphenol A Spiegel im Blut hin. Der Stoff wird unter anderem zur Herstellung von Lacken, Beschichtungen von Getränke- und Konservendosen und von Klebstoffen, sowie auch in Thermopapieren (Kassazettel) eingesetzt.

Die tägliche Aufnahmemenge, die derzeit als unbedenklich für die Gesundheit gilt, beträgt 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Das sind bei einem Erwachsenen mit 60 kg Körpergewicht täglich insgesamt 3000 Mikrogramm, bei Kindern mit 10 kg Körpergewicht jedoch nur 500 Mikrogramm.

Getränke aus Flaschen

"Wer sicher gehen will, kauft Getränke in Glasflaschen. Das schont einerseits die Gesundheit und mit Mehrwegflaschen die Umwelt. Denn die Aludose ist die ökologisch ungünstigste Getränkeverpackung", lautet Bohaceks Empfehlung. Diese umzusetzen ist jedoch gar nicht so einfach, denn die klassische Glas-Pfandflasche ist im Handel kaum mehr zu finden.

Die meisten Getränke werden in PET-Flaschen oder auch nur in Dosen verkauft. Den Konsumenten bleibt mitunter keine andere Alternative, als ein mit Bisphenol A belastetes Getränk in der Dose zu kaufen. Der AKNÖ-Experte schlägt daher ein ein Pfandsystem für Einweg-Getränkeverpackungen nach deutschem Vorbild vor. (red, derStandard.at, 7.12.2012)