Irmgard Butter
Verlagsmitarbeiterin

"Früher gab es Butter-Sprüche schon öfters - wie zum Beispiel 'Alles in Butter' oder 'Reich mir die Butter'. Mittlerweile höre ich so was fast gar nicht mehr. Nur, wenn man mich noch nicht so lange kennt und der Name noch ungewöhnlich ist. Trotzdem ist er im Gegensatz zu anderen Namen schon so eine Art Marke, die man mit sich trägt. Die Leute merken sich den Namen einfach leichter. Ich komme ursprünglich aus Gaming, bei Scheibbs im Mostviertel, wo viele andere Familien genauso heißen. Allein zwei Lehrer meiner alten Schule hatten denselben Namen wie ich. In unserer Familie ist die Namensverwandtschaft mit der essbaren Butter übrigens über einen Schreibfehler entstanden, der bei meinem Großvater passiert sein dürfte. In den vorherigen Generationen hießen wir nämlich noch Buder mit einem 'd' statt Doppel-'t'. Ich würde zwar nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich meinen Namen auf keinen Fall hergeben würde - den bekannten Spruch kann ich anderseits aber schon unterschreiben: 'Butter kann durch nichts ersetzt werden'."

Foto: Heribert Corn

Gerald Kohl
Ao. Universitätsprofessor, Jurist, Rechtshistoriker

"Die Assoziation mit dem Gemüse ist in meiner Familie seit Jahrzehnten gang und gäbe. Meine Kindheit fiel in die Zeit, in der im typischen Wiener Mietshaus der Kohl buchstäblich in der Luft lag. Mit dem steigenden Lebensstandard hat der Kohl als Armeleuteessen an Bedeutung verloren, und spätestens als Helmut Kohl deutscher Bundeskanzler wurde, bin ich anstelle des Gemüses immer öfter nach dem Politiker gefragt worden. Als in Österreich dann Andreas Khol breitere Bekanntheit erlangte, fingen die Leute an, wegen der Schreibweise meines Namens nachzufragen. Das war sehr ungewohnt und manchmal ärgerte mich das so, dass ich sagte: 'Kohl wie der deutsche Staatsmann, nicht wie der österreichische Politiker' - natürlich verstand nicht jeder die Spitze dahinter. Über die Frage, ob mir mein Name gefällt, habe ich mir eigentlich nie Gedanken gemacht - vielleicht ist diese Frage typisch für eine Zeit, in der man glaubt, durch eigene Initiative Perfektion erreichen zu können: sozusagen Namensänderung als Schlüssel zum Glück."

Foto: Heribert Corn

Alexandra Reis
Kunsttherapeutin

"Das Einzige, was ich eigentlich nicht verstehen kann, ist, dass 'Reis' trotz des Bekanntheitsgrades so oft falsch geschrieben wird. Prinzipiell aber habe ich fast ausschließlich positive Erfahrungen mit meinen Namen gemacht. Obwohl man mir nicht immer gleich glauben will, dass ich wirklich so heiße! Eine interessante Situation war das, als jemand aus Asien mir partout nicht abnehmen wollte, dass mein Name wirklich Reis ist. Die Person dachte ernsthaft, ich würde mich über sie lustig machen. Dabei finde ich ja, Reis ist eigentlich fad. Also als Name! Reis zu heißen ist für mich absolut neutral. Natürlich verleitet es ab und an zu gelegentlichen Haha-Späßen zwischendurch - eine Freundin (übrigens mit Namen Fröhlich) stimmt immer wieder gerne das Lied ,Es ist ein Reis entsprungen' an - aber ansonsten? In der Schule bin ich zwar ab und zu 'Basmati' oder 'Uncle Benz' genannt worden, aber auch das fand ich eher unaufregend. Im Topf allerdings ist das ganz was anderes. Da stehe ich auf Reis! Und ich liebe Currys."

Foto: Heribert Corn

Christian Knoblauch
Ägyptologe

"Mein Name ist gleichzeitig Last und Auszeichnung, aber vielleicht aus anderen Gründen, als man sich vorstellt. Denn ich bin mit diesem tollen deutschsprachigen Namen in Australien aufgewachsen, wo die offensichtliche Bedeutung den meisten entgangen ist. Erst während der Deutschstunde in der 8. Klasse wurde ich als knollenverwandtes Wesen 'geoutet'. Bis zu jenem Zeitpunkt war mein Name eher durch seine 'Unaussprechbarkeit' hervorgetreten. 'Kn' am Anfang des Wortes spricht man 'n' aus, 'ch' am Ende wie 'tsch' - also, eine Katastrophe. Erst als ich und meine Familie nach Österreich gekommen sind, wurde die Verbindung zum Urknoll wieder hergestellt. Wobei jetzt die Leute eher interessiert daran sind, wie es dazu gekommen ist, dass ich als Australier einen deutschstämmigen Namen habe, als mich als Träger eines komischen Namens zu verspotten. Knoblauch esse ich ausgesprochen gern. Meine Frau auch. Sie liebt Knoblauch und sagt mir das immer wieder."

Foto: Heribert Corn

Jaroslava Salat
Gynäkologin

"Der Name Salat kommt von der Familie meines Mannes. Wir kennen uns schon lange und haben zwei Kinder mit zwölf und vierzehn Jahren. Die hießen auch gleich von Anfang an Salat, ich erst seit der Heirat vor sechs Jahren. Es war den beiden ganz wichtig, dass ich denselben Nachnamen habe - bei der Hochzeit haben sie gesagt: 'So, jetzt bist du endlich auch eine Salat!' Wir werden auch immer wieder gefragt, ob wir gerne Salat essen. Mein Mann könnte ganz allein nur davon leben. Ich mag ihn zwar auch, jedoch muss er einfach nach etwas schmecken! Mein Lieblingssalat ist deswegen Mayonnaisesalat, und lustigerweise ist der, entgegen der üblichen Vorstellung von Salat, sehr ungesund. Ob das grundsätzlich 'gesunde' Image meines Namens für meinen Beruf von Vorteil ist, kann ich nicht bestätigen. Aber er hat schon öfters ein Lächeln in das Gesicht meines Gegenübers gezaubert - was man, wenn ich's mir recht überlege, auch als Schritt in Richtung Gesundheit sehen könnte."

Foto: Heribert Corn

Thomas Stefan Wurst
HTL-Professor für BWL und Projektmanagement, Bilanzbuchhalter

"Wenn ich neue Menschen kennenlerne, wird mein Name oft erstmal gar nicht richtig verstanden. Sehr viele fragen: 'Wie war das? Durst?!' Wenn ich dann richtigstelle, verbinde ich das gerne mit einem Scherz. Da kann es zum Beispiel schon einmal vorkommen, dass ich eine Person nicht nur aufkläre, wie ich wirklich heiße, sondern auch gleich erzähle, warum das gut für sie ist: 'Sie sind mir nicht Wurst.' Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass von anderen selten Scherze kommen, zumindest seit ich erwachsen bin. In der Schule war das noch anders, aber ab meiner Studienzeit habe ich dahingehend eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht. Ich erinnere mich an einen Running Gag, der sich damals oft wiederholte: Wenn unsere Namen in Vorlesungen alphabetisch aufgerufen wurden, kam direkt vor meinem Namen meist eine ganz bestimmte Studienkollegin - was regelmäßig zu Gelächter führte. Sie hieß Wiesbauer." (Nadine Obermüller, Rondo, DER STANDARD, 7.12.2012)

Foto: Heribert Corn