Wien - Der gestern abend erzielte Kollektivvertragsabschluss im Handel wird vom industrienahen Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria als hoch eingestuft. Schon die Lohnabschlüsse im Herbst seien "überraschend hoch" gewesen, der Abschluss im Handel sei "noch erstaunlicher", weil dort üblicherweise nicht so hohe Produktivitätszuwächse auftreten, sagte EcoAustria-Leiter Ulrich Schuh Donnerstagfrüh im Ö1-Morgenjournal des ORF-Radio.

Nach sechs Verhandlungsrunden haben sich die Sozialpartner Mittwochabend auf einen neuen Kollektivvertrag für über eine halbe Million Beschäftigte im Handel geeinigt: Angestellte bekommen ab 1. Jänner 2013 2,98 Prozent mehr Gehalt, Lehrlinge 3,1 Prozent.

Der Lohnabschluss sei sicherlich für die Arbeitnehmerinnen im Handel eine positive Nachricht und im Grunde auch mit der heurigen Wirtschaftslage vereinbar, aber "wir stehen vor einer schwierigen wirtschaftlichen Situation im nächsten Jahr", meinte Schuh. Österreich sei schon jetzt in einer "Stagnations-, fast Rezessionsphase". Die Inflation werde eher leicht zurückgehen. Die Lohnabschlüsse würden im nächsten Jahr sicher dazu beitragen, dass die reale Kaufkraft steigen kann, erwartet der Wirtschaftsforscher. Ein kräftigerer Lohnauftrieb in den letzten Jahren sei auch auf die günstige Arbeitsmarktsituation in Österreich zurückzuführen. Durch die Steuerprogression werde die Kaufkraft allerdings wieder geschmälert. (APA, 6.12.2012)