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Durch die exakte Vermessung des Gravitationsfeldes können die GRAIL-Sonden auch unter die Oberfläche des Mondes blicken.

Foto: REUTERS/NASA/JPL/Handout

Washington - Tief unter der Mondoberfläche lassen sich riesige Magma-Kanäle ausmachen, die aus der Frühzeit des Erdtrabanten stammen. Das zeigen Beobachtungen der Mondmission GRAIL der US-Raumfahrtbehörde NASA. Die insgesamt mindestens 5.300 Kilometer langen, längst erstarrten Einschlüsse seien vermutlich entstanden, als der junge Mond sich ausgedehnt habe, schreiben Forscher um Jeffrey Andrews-Hanna von Colorados Hochschule für Bergbau in Golden im Fachmagazin "Science".

Die beiden Sonden der Mission GRAIL (Gravity Recovery and Interior Laboratory) umkreisen seit Anfang des Jahres den Mond und analysieren sein Gravitationsfeld im Detail. Die Zwillingssonden messen Schwankungen im Abstand zwischen ihnen, die durch die leicht unterschiedlichen Schwerkraftwerte der überflogenen Mondregionen ausgelöst werden. Auf diese Weise lassen sich unterschiedliche Oberflächenmerkmale wie zum Beispiele Krater oder Berge ebenso sichtbar machen wie Masse-Schwankungen unterhalb der Mondoberfläche. 

Blick in die Vergangenheit

Die mindestens 22 schnurgeraden Kanäle voll erstarrter Magma, die dabei entdeckt wurden, haben eine größere Dichte als der umliegende Mondboden und sorgen damit für eine lokal höhere Schwerkraft. Vermutlich seien die Einschlüsse über vier Milliarden Jahre alt und erlaubten erstmals einen Blick in diese frühe Phase der Mondentwicklung, erläutern die Forscher.

Die kilometertiefen Formationen seien der erste Beleg für die Theorie, dass der Radius des jungen Mondes sich zunächst um 0,6 bis 4,9 Kilometer thermisch ausgedehnt habe, bevor er sich später moderat zusammenzog. Die Spuren der Entwicklung des jungen Mondes wurden von ungezählten kosmischen Einschlägen von der Oberfläche gewischt, daher war diese Phase bislang der Beobachtung nicht zugänglich.

Neue Daten zur Mondkruste

Die Mondkruste selbst ist deutlich weniger massiv als gedacht, wie die "Grail"-Daten ebenfalls zeigen. Die obere Mondkruste wiegt demnach rund 2,5 Tonnen pro Kubikmeter, das sind 300 bis 400 Kilogramm weniger als angenommen. Vermutlich ist die Kruste des Erdtrabanten auch poröser als gedacht, schreiben Forscher um Mark Wieczorek von der Pariser Sorbonne in derselben "Science"-Ausgabe. Den Messungen zufolge ist die Mondkruste außerdem nur 34 bis 43 Kilometer dick. Das entspricht in etwa der Dicke der Erdkruste. Früher hatte man sie auf eine Dicke von 50 bis 70 oder sogar über 100 Kilometer eingeschätzt. (APA/red, derStandard.at, 5. 12. 2012)