Patientenanwalt Gerald Bachinger kritisiiert im Ö1-Morgenjournall die Protestaktion der Ärztekammer scharf: "Die Aktion ist unverständlich und bedauerlich." Eine Reform sei notwendig und sogar überfällig. Die Patienten würden instrumentalisiert, falsch informiert und verunsichert. Es gebe ganz klare standespolitische Interessen, so Bachinger.

Bachinger geht davon aus, dass die  Einsparungen im Ausmaß von drei Milliarden Euro ohne spürbare Einschnitte umgesetzt werden können: "Es gibt genug Potenzial im Gesundheitswesen, dass ohne Qualitätsverlust neue Versorgungsformen, bessere Öffnungszeiten und ähnliche Dinge angeboten werden. Es gibt derzeit viele Leerläufe im Gesundheitswesen, und genau diese Punkte sind in der Gesundheitsreform enthalten."

Struktur- und Finanzierungsprobleme bekannt

Auf die Frage, ob er als Patientenanwalt garantieren kann, dass die Qualität der Versorgung durch die Reform nicht leiden wird, sagt Bachinger: Niemand könne etwas garantieren, wenn ein neues Modell große Umwälzungen im Gesundheitssystem bringe. Er könne aber mit bestem Wissen und Gewissen sagen, dass bei weiterem Stillhalten und keiner Reform wesentliche Verschlechterungen und Rationierungen auf die Patienten zukommen werden.

Die Struktur- und Finanzierungsprobleme im Gesundheitswesen seien seit Jahren bekannt, es sei überfällig, diese Probleme anzugehen. Eine Reform mit einer gemeinsamen Finanzierung und Planung des niedergelassenen und des Krankenhausbereiches sei dringend notwendig. "Ohne diese Reform wird es dazu kommen, dass diese Horrorvisionen der Ärztekammer tatsächlich die Patienten treffen werden", so Bachinger. Außerdem gehe es bei den drei Milliarden Euro nicht um Einschnitte, sondern lediglich um Kostendämpfungen. (red, derStandard.at, 5.12.2012)