Es gibt ihn tatsächlich. Es gibt den guten Österreicher unter den (ehemaligen) Politikern. Das ist in Zeiten wie diesen, in denen die Luft korruptionsgeschwängert scheint, besonders beruhigend. Ex-Innenminister Ernst Strasser etwa, der sich vor Gericht gerade gegen eine Korruptionsanklage wehrt, hat bei seinen Anbahnungsgesprächen mit vermeintlichen Kunden stets "zum Schutze Österreichs" gehandelt. Sagte er dem Richter.

Parteigründer Frank Stronach weiß von einem anderen Prachtexemplar zu erzählen, nämlich von seinem Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf. Die Koinzidenz, dass er Finanzminister KH Grasser (Ex-Magna) einst vor der Eurofighter-Entscheidung im Firmenjet zur Eurofighter-Fabrik geflogen hat, begründet Stronach so: "Weil Sigi ein guter Österreicher ist." So gut, dass "Sigi", der zurzeit im Putin-Land der lupenreinen Demokratie werkt, seinem Ex-Chef den Kanzlerkandidaten macht, ist "Sigi" freilich nicht. Aber er kann ja noch besser werden.

Gute Österreicher sind sicher auch die Eurofighter-Verantwortlichen, Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel. Denn, so Bartenstein jüngst: "Für Schüssel und mich lege ich die Hand ins Feuer."

Vom Ex-Kanzler selbst haben wir zwar länger nichts gehört, aber er hat nun Sitz und Stimme im Aufsichtsrat des Tiergarten Schönbrunn. Und wer gut für eingesperrte Tiere ist, war sicher auch gut für Österreich. (Renate Graber, DER STANDARD, 5.12.2012)