Sarajevo/Den Haag - Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) hat am Dienstag im Berufungsverfahren zwei bosnische Serben rechtskräftig zu verurteilt. Die Cousins Milan und Sredoje Lukic hatten sich wegen Kriegsverbrechen an muslimischen Zivilisten in der ostbosnischen Kleinstadt Visegrad in der Zeitspanne vom 7. Juni 1992 bis zum 10. Oktober 1994 zu verteidigen.

Durch das Urteil wurde die in erster Instanz im Juni 2009 ausgesprochene lebenslange Haft für Milan Lukic bestätigt, die 30-jährige Haft für seinen Cousin Sredoje Lukic wurde um drei auf 27 Jahre verringert.

Ethnische Säuberung

Die Cousins hatten laut der Anklage eine der "brutalsten Kampagnen ethnischer Säuberung" durchgeführt und bis Oktober 1994 "Hunderte Verbrechen an Muslimen" begangen. Die Kleinstadt Visegrad habe "traurige Berühmtheit als zweites Srebrenica" erlangt, hieß es in der Anklage.

Der im August 2005 in Argentinien festgenommene Milan Lukic wurde 2006 bereits in Serbien zu 20 Jahren Haft wegen Entführung und Mord an 17 Bosniaken verurteilt, die im Oktober 1993 in Serbien entführt und später unweit von Visegrad ermordet worden waren.

Milan Lukic war während des Bosnien-Krieges in Visegrad Anführer zwei serbischer Freischärlergruppen, sein Cousin Sredoje, der vor dem Krieg in Visegrad als Polizist tätig war, schloss sich den Gruppen an. Die Tribunalsanklage warf Milan Lukic vor, persönlich mindestens 132 muslimische Zivilisten ermordet zu haben. (APA, 4.12.2012)