Mit einem attraktiven Preisangebot an private Gläubiger hat die Regierung in Athen ihren Schuldenrückkauf gestartet. Die Märkte hoben ab, auch weil Spanien seine Banken im Euroschirm schützt.

Brüssel - Es ist eine sogenannte "holländische Auktion", die Griechenland am Montag kurz vor der Tagung der Eurogruppe in Brüssel startete: Die privaten Gläubiger - Besitzer von Staatsanleihen - haben bis Freitag Zeit, die von ihnen gehaltenen Anleihen an das Land zurückzuverkaufen.

Dafür müssen sie einen Preis nennen, der viel geringer ist als der Nominalwert. Die Regierung in Athen hat dafür Preisspannen zwischen 30,2 bis 32,2 Prozent bzw. 38,1 bis 40,1 Cent definiert, je nach Laufzeit der Papiere. Sie fielen aber deutlich höher aus als von den meisten Analysten erwartet. Mit einer Offerte von 20 bis 30 Cent war gerechnet worden.

Zehn Milliarden Euro, die von den Europartnern zur Verfügung gestellt werden, will Griechenland dafür einsetzen. Die Art der Auktion sieht vor, dass nur die zum Zug kommen, die zugreifen, bevor das Geld ausgeschöpft ist.

Zweck: Die Regierung in Athen will raschest einen Erfolg ins Trockene bringen. Mit Rückkauf der Anleihen, die großteils griechischen Banken, Pensionsfonds und Hedgefonds gehören, könnte sie Staatsschulden von rund 300 Mrd. Euro um gut 20 Mrd. verringern.

Dies wiederum ist Bedingung, dass die vor einer Woche von Eurofinanzministern und Internationalem Währungsfonds (IWF) beschlossene Nachbesserung des Hilfsprogramms gelingt. Davon hängt die Auszahlung der nächsten drei Tranchen an Hilfskrediten ab - insgesamt 43,7 Mrd. Euro.

In der Eurogruppe sieht man dem mit Spannung entgegen. Gelingt der konzipierte griechische Schuldenrückkauf nicht, müsste man nach neuer Finanzierung suchen, um eine Pleite des Landes zu verhindern. Den raschen Schuldenschnitt schloss etwa Finanzministerin Maria Fekter in Brüssel erneut aus.

Danach sah es Montag auch nicht aus, im Gegenteil. Die Börse in Athen reagierte mit einem Kurssprung. Die Renditen auf zehnjährige Anleihen sanken von 16,23 um fast zwei Prozent auf zeitweise 14,5 Prozent, so tief wie seit Mitte 2011 nicht mehr.

Damit lag das Land auf dem Sekundärmarkt im Trend auch mit den anderen Eurostaaten, die auf Hilfskredite der Partner angewiesen sind: Billiger wurden die Zinsen auch für Portugal, Spanien und Italien. Spanische Zinsen notierten mit 5,206 Prozent auf dem tiefsten Stand seit März, da waren es 5,2 Prozent. Italien zahlt nur 4,41 Prozent.

Spanien bekommt Hilfe

Österreichs Rendite blieb mit 1,733 Prozent geringfügig über dem vom vergangenen Freitag erzielten Jahrestiefstwert. Auch französische Zinsen blieben trotz Problemen im Land mit 2,033 Prozent auf einem Niedrigwert. In die Reihe der von den Märkten positiv aufgenommenen Anzeichen gehörte auch der Umstand, dass Spanien bei den Ministern der Eurozone um Kredithilfe für seine Banken angesucht hat, Ungewissheit drückte seit Monaten auf die Stimmung.

Nun hat das spanische Wirtschaftsministerium einen Antrag auf 39,5 Milliarden Euro gestellt, deutlich unter den Erwartungen noch im September. Damals nahm man an, die in der Immobilienkrise ins Trudeln geratenen Banken würden gut 60 Mrd. brauchen.

Der Großteil des Geldes fließt in die Sanierung von vier staatlichen Instituten: Bankia, Catalunya Banc, NCG Banco und Banco de Valencia. Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Franzosen Pierre Moscovici im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments, die Hilfe für Spanien werde abgesegnet. Beide versicherten den Abgeordneten, dass ihre Länder unbeirrt an der Stabilisierung des Euro festhalten werden. Moscovici sagte zu den Plänen eines "eigenen Budgets für die Euroländer innerhalb des EU-Budgets", ein solches sei in Zukunft nötig, um eine integrierte und solidarische Politik zu gestalten: Sogar eine eigene Euro-"Arbeitslosenhilfe" wäre denkbar.

Kein Fortschritt bzw. Abschluss zeichnete sich hingegen bei Plänen für eine Bankenunion mit zentraler Aufsicht und bei der Finanztransaktionssteuer ab 2013 ab. Einzelne Staaten - Euro- und Nichteuroländer - stehen auf der Bremse, vor allen Großbritannien. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 4.12.2012)