Ein gestandenes Mannsbild darf auch einmal wehleidig sein. Im Bademantel kreuzt Unternehmer Karl Maillinger (Friedrich von Thun) beim Hundetraining auf. Leidend stellt er sich vor: "Ich habe gerade ein paar harte Dinge zu verkraften. Tod, Betrug, Verrat." Die patente Hundetrainerin (gespielt von Brigitte Hobmeier; ab nächstem Jahr bekanntlich die Jedermann-Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen) bleibt gelassen: "Verstehe. Na dann tät ich sagen, dann pack ma's glei!"

Foto: ZDF/Christian Hartmann

Was Karl Maillinger am Montag, 20.15 Uhr, im ZDF-Fernsehfilm "In den besten Familien" zu verkraften hat: Sein bester Freund ist tot. In einem Brief hat dieser nicht nur eine Affäre mit Maillingers (schon lange verstorbener) Gattin gebeichtet, sondern auch die Vermutung geäußert, der Vater von dessen Lieblingstochter Anna (Sophie von Kessel) zu sein.

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Zu Maillingers Hochzeit mit seiner moldauischen Haushälterin ist die ganze Familie auf seine Jagdhütte gereist - obwohl er Dina (Franziska Schlattner) eigentlich gar nicht mehr wirklich ehelichen will. Und seiner Firma, mittlerweile von Sohn Vince (Marc Hosemann) geführt, droht Insolvenz (die Finanzkrise!). Das Familienoberhaupt versinkt saufend in Selbstmitleid: "Ich muss bald sterben."

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Der Film aber geht mit all den Katastrophen so unprätentiös um wie die Hundetrainerin mit dem weinerlichen Mann. Dessen Kinder - neben Anna und Vince gibt es noch Tom (Fabian Hinrichs), Entwicklungshelfer in Afrika, und Miriam (Anneke Schwabe) - dürfen verschiedene Weltsichten austauschen:

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"Geld ist eine Illusion" - "Wir sind eine Unternehmerfamilie, keine Waldorffamilie." Der Film nimmt seine Themen ernst, aber er verkrampft sich nicht in der Suche nach endgültigen Lösungen. Er zieht seine Figuren nie ins Lächerliche und zeigt doch die absurde Komik ihrer Handlungen. Es ist ein Vergnügen, ihnen dabei zuzuschauen. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 3.12.2012)

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