Salzburg - Freitag ist Handytag. Punkt 11.30 Uhr wird es laut im Freizeitraum der Neuen Mittelschule (NMS) Maxglan in Salzburg. Lara und Sandra stecken auf dem Ecksofa die Kopfhörer ihrer Smartphones an, stellen denselben Radiosender ein und singen lauthals mit. Rundherum zücken auch Mitschüler ihr Smartphone, spielen und tauschen sich über die neuesten Handy-Apps aus.
Konsolen- und Handyspiele sind hier nur an einem Wochentag erlaubt. Die von Erzieherinnen betreuten Freizeitstunden während des Unterrichts sind ein fixer Bestandteil der verschränkten Form der Ganztagsbetreuung, die die NMS Maxglan seit vier Jahren anbietet. Verschränkt heißt, Lernphasen und Freizeitaktivitäten werden im Tagesrhythmus der Schüler angeboten. Täglich gibt es eine verpflichtende Lernstunde, in der die Hausübungen zusammen mit den Klassenlehrern gemacht werden.
Tischtennistische, Wuzler, Billard
In den Freizeitstunden bekommen die Schüler nicht nur ihr Mittagessen, sondern können sich auch vielfältig austoben. Der Raum gleicht einem Jugendzentrum: Tischtennistische, Wuzler, Billard, vier Computer mit Spielen und jede Menge Sitzkissen und Sofas zum "Chillen", was die Schüler in den Freizeitstunden am liebsten tun. Es gibt auch Fixpunkte in der Woche. Die Schüler können frei wählen zwischen Theater, Schach, Russisch und Proben in der schul-eigenen Band.
Die Schule bietet beide Formen der Ganztagsbetreuung an. Zu den rund 100 Schülern in den vier Ganztagsklassen mit der verschränkten Form kommen noch 64 Schüler aus anderen Klassen, die tageweise in der Nachmittagsbetreuung der Schule sind. Auch sie haben Freizeit- und Lernstunden, sind aber von der ersten bis zur vierten Klasse zusammengewürfelt. Die Lernstunde wird von einem Deutsch-, Englisch- oder Mathematiklehrer gehalten, der nicht zwingend der Klassenlehrer der Schüler sein muss.
Organisiert wird die Nachmittagsbetreuung an allen städtischen Schulen Salzburgs vom Verein Freizeitbetreuung. 134,40 Euro bezahlen die Eltern monatlich für die volle Ganztagsbetreuung inklusive Essen. 26,88 Euro kostet ein Wochentag monatlich. Es kann auch um einen Zuschuss von bis zu 100 Prozent der Betreuung und 60 Prozent des Essens am Magistrat angesucht werden.
Gegenseitige Unterstützung
Nach dem Essen hilft Magdalena ihrem Klassenkollegen Markus bei der Mathe-Hausübung. "Ich check das nicht und will nachher noch in den Turnsaal", sagt der Zweitklässler. David und Marco aus der dritten Klasse feilen in der Freizeitstunde lieber an ihren Comic-Zeichenkünsten. Die Ganztagsklasse finden beide praktisch: "Uns ist es lieber, die Hausübung in der Schule zu machen." Marco muss nach der Schule nur noch für Tests lernen. David meint: "Ich lern zu Hause gar nicht mehr und komm auch so mit einem Zweier oder Dreier durch."
Die Ganztagsbetreuung zeigt Wirkung: "Kein Kind aus der verschränkten Form hatte bisher eine Wiederholungsprüfung", erzählt Direktorin Ingeborg Holleis. Man dürfe aber auch nicht glauben, dass in den Lernstunden alles abgedeckt werde. Es könne schon sein, dass die Schüler am Wochenende Vokabeln lernen müssen. "90 Prozent werden abgedeckt. 100 Prozent wären vermessen", betont die Direktorin.
Direktes Feedback
Durch die Lernbetreuung bekommt der Lehrer auch direktes Feedback von den Schülern. "Wenn wir zu viel Hausübung haben und sie nicht schaffen, dann sagen wir es dem Lehrer, und er gibt nächste Woche weniger", erzählt Stefan aus der 4a.
So wie jeden Freitag dürfen die Schüler in der Freizeitstunde in den Turnsaal. Ob Erstklässler oder Viertklässler - alle wollen Merkball spielen, "außer die Zockerkinder", erklärt der Viertklässler Stefan, der in der Freizeitstunde lieber etwas "Sinnvolleres" macht. Beim Merkball müssen sich gerade die älteren Schüler vor den Jüngeren in Acht nehmen, denn "die Kleinen sind auf Zack und so schnell, die trifft man nicht". (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 3.12.2012)