Die von Renesys erstellte Karte zum Blackout-Risiko.

Foto: Renesys

Das Sicherheits- und Intelligence-Unternehmen Renesys hat eine Weltkarte erstellt, die verdeutlichen soll, wie wahrscheinlich ein Internet-Blackout in einzelner Länder ist, wie es etwa zuletzt in Syrien geschehen ist.

"Kann es auch in Ihrem Land passieren?", so die Leitrage der Untersuchung. Wenn das Internet dezentral gestaltet ist, um Kriege und Katastrophen zu überdauern, wie kann ein ganzer Staat binnen kürzester Zeit auf einmal "offline" sein?

Dezentralisierung: große Unterschiede auf nationalem Level

Diese Dezentralisierung findet sich eben nicht in jedem Land. In vielen Teilen der Welt ist der Zugang zu Telekommunikationsdiensten erschwert und strengen Regeln unterworfen. Dort gibt es nur eines oder sehr wenige Unternehmen, die den Datenverkehr nach Außen abwickeln, und diese sind oft gesetzlich verpflichtet in diesen kontrollierend oder zensierend einzugreifen.

Ein oft genanntes Beispiel wäre etwa die "Great Firewall of China". In China ist der Zugriff auf eine Reihe "westliche" und der Führung in politischer Hinsicht unliebsame Seiten nicht möglich. Der Zugang zu vielen sozialen Netzwerken ist ebenfalls nur eingeschränkt oder gar nicht möglich, stattdessen setzt man auf ein nationales Alternativangebot wie den Kurznachrichtendienst "Weibo".

Sicherheit vs. Kontrolle

In solchen Ländern ist das komplette Kappen der Internetverbindung zum Rest der Welt möglicherweise nur eine Frage von wenigen Anrufen oder des Umlegens von ein paar Schaltern bei zentralen Institutionen. Auf diese Weise macht sich eine Regierung aber auch verwundbarer, kann doch die Infrastruktur mit erfolgreichen Angriffen auf nur wenige Ziele großflächig lahmgelegt werden.

Viele Länder haben sich, auch aus dieser Überlegung heraus, dazu entschieden, mehr Diversität zuzulassen. Mancherorts benötigte es dazu dezidierter politischer Entscheidungen, an vielen Orten entwickelte sich ein vielfältigeres Angebot an Dienstleistern und Services jedoch als Nebeneffekt wirtschaftlichen Wachstums.

Und trotzdem dauert so eine Entwicklung mitunter lange, da sich ehemalige Monopolisten mitunter heftig gegen die wachsende Konkurrenz und den damit verbundenen Bedeutungs- und Einnahmenverlust wehren. Hier kommt es darauf an, wie ein Staat mithilfe einer Regulierungsbehörde lenkend eingreift.

Österreich ist "resistent"

Die Karte von Renesys erfasst nun den "Status Quo". Sie soll abbilden, wie vielfältig und fortgeschritten die Internet-Infrastruktur in einzelnen Nationen ist und wie hoch die daraus resultierende Wahrscheinlichkeit eines Blackouts durch Eingreifen der Regierung oder auf anderem Wege ist.

In der Einteilung in "resistent", "geringes Risiko", "signifikantes Risiko" und "hohes Risiko" spiegelt sich die Anzahl der Internetprovider wieder, die ihre Kundschaft mit dem weltweiten Netz verbinden. In letztere Kategorie fallen weltweit 61 Länder. Als "resistent" gelten dagegen 32 Staaten, ein großer Teil davon sind "westliche" Länder der Nordhalbkugel, darunter Österreich, Deutschland und die USA.

Sorgenkinder

Freilich gibt es aber auch Abweichungen, etwa in Europa. Sie betreffen unter anderem das Baltikum sowie das autoritär geführte Weißrussland, aber auch einige Balkanstaaten, als auch Griechenland und Portugal, bei denen ein "geringes Risiko" besteht.

In Afrika, Asien und beträchtlichen Teilen Südamerikas sieht die Situation anders aus. Dort findet sich nicht selten eine Kombination aus politischer Instabilität und kaum existierender Infrastruktur. (red, derStandard.at, 01.12.2012)