Nach Jahren enger Partnerschaft führen die Internetkonzerne Facebook und Zynga künftig nur noch eine lockere Beziehung. Sie vereinbarten weitreichende Änderungen in ihrem Bündnis, die beiden größere Freiheiten erlauben. Unklar ist, ob der Spieleentwickler Zynga als deutlich schwächerer Partner davon auch Vorteile hat oder für seine größere Eigenständigkeit bluten muss. Während Anleger sich fluchtartig von Zynga-Aktien trennten, verwiesen Analysten auf neue Chancen für das Unternehmen.

Nicht mehr privilegiert

Die in der Nacht zum Freitag bekanntgegebenen Änderungen in der Beziehung laufen darauf hinaus, dass Zynga nicht mehr der privilegierte Partner für den Betreiber des weltgrößten sozialen Netzwerks ist. Zwar bleiben Spiele wie "FarmVille" und "Mafia Wars" auf Facebook erhältlich. Zynga darf dort aber künftig keine Werbung mehr für die eigene Spiele-Plattform machen. Die Firma verliert damit die Gelegenheit, den eine Milliarde Nutzer großen Mitgliederpool des Verbündeten direkt anzuzapfen und auf diesem Wege Kunden zu gewinnen. Umgekehrt erhält Zynga mehr Möglichkeiten im Betrieb der eigenen Website und ist dort etwa nicht mehr zwingend an das Facebook-Bezahlsystem gebunden.

Facebook wiederum bekommt größere Freiheiten, mehrere Nebenbeziehungen zu unterhalten. "Wir werden weiter mit Zynga arbeiten, genauso wie mit anderen Entwicklern jeder Größe", erklärte ein Konzernsprecher. Profitieren dürften davon andere Spieleanbieter, die früher über die enge Verbindung Facebook/Zynga gewettert hatten. Die gegenseitigen Abhängigkeiten der beiden sind ungleich verteilt: Während Zynga zuletzt etwa 80 Prozent seiner Umsätze über Facebook erwirtschaftete, trug der Spielespezialist nur 15 Prozent zum Geschäft des Netzwerks bei.

Aktienkurs eingebrochen

Die Börse wertete die Lockerung der 2010 geschmiedeten Allianz zunächst als Nackenschlag für Zynga. Der Aktienkurs der vor knapp einem Jahr an die Börse gegangenen Firma brach im nachbörslichen Handel um zwölf Prozent ein.

Analysten sehen darin jedoch eine Überreaktion. Bei genauem Hinsehen, so argumentieren sie, ist der neue Vertrag nur Folge einer Entwicklung, die bereits seit längerem läuft. Änderungen der Facebook-Softwareprogramme hätten augenscheinlich schon mehr Nutzer zu Zynga-Konkurrenten wie Electronic Arts und KixEye gelenkt, sagte PJ McNealy von Digital World Research. Michael Pachter von Wedbush Securities gab zu bedenken, dass die größere Unabhängigkeit Zynga durchaus auch bessere Perspektiven bieten könne. "Die Wall Street geht davon aus, dass Facebook sie ausbootet oder ihnen etwas Schlechtes antut, aber es ist nicht schlecht", sagte Pachter. "Im schlimmsten Fall macht es (die Änderung) nichts, und im besten Fall ist es gut." (APA/Reuters, 30.11.2012)