Als die legendäre amerikanische Vogue-Chefin Diana Vreeland einmal gefragt wurde, welches Wort sie am meisten verabscheue, sagte sie: Natürlichkeit. Alles, was am Leben schön und begehrenswert ist, sei schließlich künstlich. Oder um in ihren eigenen Worten zu sprechen: Es habe Bizzazz! Dazu muss man wissen, dass Vreeland eine ziemlich exzentrische Person war, die im Unterschied zu ihrer Nach-Nachfolgerin Anna Wintour zwar kein Prada, aber sonst alles trug, was schick und auffällig war. Ihre Lieblingsfarbe war Pink, und am liebsten hätte sie die ganze Welt in diese Farbe getaucht.
Pink ist die Lieblingsfarbe von jenen, denen der sture Funktionalismus in der Gestaltung auf den Nerv geht. Warum sollte ein Sofa nicht mit Swarovski-Steinen verziert sein? Warum keine überlebensgroßen Bücher oder eine Uhr für den Wert eines Neuwagens? Die Einwände, die man vorbringen könnte, sind zwar einleuchtend, lassen Dekor-Wütige und Exzess-Bereite aber kalt. Das ist gut so. (Rondo, DER STANDARD, 30.11.2012)