New York / Bueno Aires - Die argentinische Regierung und einige Gläubiger des Landes haben einen letzten Versuch gestartet, um sich gegen ein Urteil zugunsten eines hochspekulativen Hedgefonds zur Wehr zu setzen. Die Regierung in Buenos Aires und die Investoren haben bei einem New Yorker Gericht mehrere Eilanträge eingebracht, mit dem sie die Auszahlung von 1,3 Milliarden Dollar an den Hedgefonds NML-Capital verhindern wollen.

Beim dem Fall steht viel auf dem Spiel: Argentinien hat 2005 und 2010 eine Umschuldung durchgeführt. Während die meisten Gläubiger Argentiniens ihre alten Schuldscheine gegen Papiere mit geringerem Wert tauschten, lehnten einige Hedgefonds wie NML-Capital den Deal ab und klagten in New York. NML-Capital erhielt vergangene Woche recht und hat nun Anspruch auf die Auszahlung der 1,3 Milliarden. Das New Yorker Urteil könnte zu einer vorübergehenden Staatspleite Argentiniens führen: Zwar hat die Regierung in Buenos Aires genug Geld, um NML-Capital auszuzahlen. Doch die Regierung lehnt jede Zahlung an den "Geierfonds" ab. Zudem verbietet derzeit ein Gesetz ausdrücklich die Rückzahlung des Betrages.

Das New Yorker Urteil legt aber fest, dass Argentinien keinen seiner Gläubiger in den USA bezahlen darf, solange nicht auch NML sein Geld bekommt. Alle US-Banken sind an diese Auflage gebunden. Am 15. Dezember muss Buenos Aires das nächste Mal Gläubiger auszahlen. Sollte die Regierung an diesem Tag NML übergehen, wird keiner der Gläubiger Argentiniens sein Geld erhalten, was technisch gesehen eine Staatspleite wäre. Die Ratingagenturen haben für diesen Fall bereits angekündigt, Argentinien abzustufen.

In ihrem Antrag warnen die Anwälte des Landes vor einem Schaden für den Finanzplatz New York, sollte das Urteil nicht aufgehoben werden. Die Investoren, die sich dem Antrag angeschlossen haben, wollen zumindest erreichen, dass keine US-Banken von den Auflagen berührt werden.

NML-Capital ist eine Tochter des Fonds Elliott, der auf Streitfälle rund um Staatspleiten spezialisiert ist. Wie Forbes unlängst berichtete, hat Elliott in den USA sogar vergeblich versucht, die argentinische Präsidentenmaschine beschlagnahmen zu lassen, um an sein Geld zu kommen. (szi, DER STANDARD, 28.11.2012)