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Psy steuert bei Youtube auf eine Milliarde Klicks zu.

Foto: REUTERS/Danny Moloshok

Früher trugen solche Phänomene Namen wie Joe Dolce oder Trio und scheffelten mit Nonsens-Hits wie Shaddap You Face oder Da Da Da Millionen.

In der global vernetzten Welt hat der Nonsens nicht abgenommen, dafür verbreitet er sich jetzt schneller. Nachgerade epidemisch ins Netz geschossen ist der südkoreanische Musikproduzent Psy mit dem Song und dem Video Gangnam Style.

Seit dessen Veröffentlichung Mitte Juli haben mehr als 830 Millionen Menschen das Video angeklickt. Damit hat es den mit dem Lied Baby bisher am meisten abgefragten Justin Bieber überholt. Bei der Online-Plattform Youtube rechnet man damit, dass das Video das erste sein wird, das noch vor Jahresende mehr als eine Milliarde Zugriffe verzeichnen könnte.

Das Lied zum Video ist ein Brunftgesang, der mit dem Gangnam Style angibt - eine Anspielung auf das luxuriöse Leben im Seouler Stadtteil Gangnam. Von dort stammt der als Park Jae-sang am Silvesterabend 1977 geborene Entertainer.

Schon als Teenager fiel er in der Schule mit schlüpfrigen Witzen und dem Hang zur Selbstdarstellung auf. Talente, die sich im Gangnam-Style-Video wiederfinden, in dem der Vater zweier Mädchen junge Damen im Stil eines heiteren Sexyismus inszeniert.

Geplant war sein Werdegang so nicht. Eigentlich hätte Park Jae-sang nach einem Wirtschaftsstudium in den USA die Firma seines Vaters übernehmen sollen. Statt dessen brach er das Studium zugunsten eines der Musik ab, kehrte 2000 ohne Abschluss heim und veröffentlichte im Jahr darauf sein Debütalbum PSY from the PSYcho World!

Schon damals machte er mit unzweideutigen Texten und einem exzentrischen Tanzstil von sich reden, zumal der pummelige Psy so gar nicht dem Ideal asiatischer Popstars entsprach. Doch nicht nur in Asien ist er mit Gangnam Style jetzt König, auch in der westlichen Welt wird er von den üblichen Verdächtigen umarmt: Madonna, Katy Perry, Britney Spears, Heidi Klum - alle finden Psy super. Der genießt den Zuspruch in vollen Zügen - wie einst den Joint, dessetwegen er 2002 festgenommen wurde.

Der Gangnam Style - ein Tanz zwischen Trockenkopulation und Schenkelschlenkern - ist längst ein Alltagsphänomen, das auf der ganzen Welt kopiert wird. Derweil hadert sein Schöpfer, lebt, wie er sagt, gleichzeitig Traum und Albtraum. Denn er ahnt, dass ihm wohl kein zweiter Hit dieses Ausmaßes gelingen wird. (Karl Fluch, DER STANDARD, 28.11.2012)