Ein Skitag geht zu Ende. Die Forsthofalm liegt abseits von Leogang. Ruhesuchende kommen hier auf ihre Kosten.

Foto: Leonhard Hilzensauer

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Am Anfang war der Käse. Ob Pinzgauer Kasnocken, Schottnocken, Kaspressknödel oder Sessarella, der Käse ist im Pinzgau allgegenwärtig. 

Und der Käse kommt nicht von irgendwo her: Regionalität ist wichtig für die Pinzgauer Gastronomen und Hoteliers. Dabei hinken sie aber nicht Biotrends hinterher, in Leogang sieht man sich als Vorreiter der Vermarktung regionaler Produkte. Markus Widauer, Hotelier, erzählt, dass schon sein Vater Ende der 1980er einen Verein gegründet hat, mit dem Ziel die Bauern der Region und ihre Produkte in den boomenden Tourismus miteinzubeziehen. Mit Erfolg: Jetzt gibt es Sessarella statt Mozzarella und ein Steak vom Pinzgauer Rind statt aus Uruguay.

Holzhotel und Bergbauregion

Im Hotel Forsthofalm versucht man diese Richtlinien umzusetzen. In der Speisekarte ist ausgewiesen, welche Gerichte zu 100 Prozent biologisch sind. Das Motto "Mitten in der Natur" wird nicht nur durch den Namen suggeriert. Holz ist allgegenwärtig. Der Neubau ist eine Holzkonstruktion im Steckverfahren - ohne Leim und ohne Metall. Beim Eintreten steigt einem sofort ein angenehmer Holzduft in die Nase. Es riecht nach Wald, Sonne und Gemütlichkeit. Auch wenn draußen tiefer Winter ist. Für Holz hat sich Widauer aber nicht nur aus Wohlfühlgründen entschieden. 

Holzmöbel, Holzboden und ganz wichtig das Holzbett. Holz soll sich positiv auf Herz und Kreislauf auswirken, sogar ein besserer Schlaf soll durch ein Holzbett gefördert werden. "Viele Gäste verschlafen das Frühstück, weil sie in den Holzbetten so gut schlafen", erzählt Widauer. Den Tag zu verschlafen kann man in Leogang nicht empfehlen. Skifahrer, Outdoor-Fans, Saunaliebhaber und Naturfreunde kommen hier auf ihre Kosten. Leogang liegt im Pinzgau, einer alten Bergbauregion. Heute dominiert vor allem der Wintertourismus die Region, vom Bergbau zeugt nur noch das Bergbaumuseum.

Birnbach-Loch: Niedrigster Gletscher Mitteleuropas

Das bestätigt auch der Urlauber aus Hamburg. Sein Sohn verbringt den Tag im Snowboard-Funpark, die Schwester besucht den Skikurs. Seit Jahren kommt er den weiten Weg aus Norddeutschland nach Leogang für mindestens zwei Wochen pro Saison. Er genießt die Ruhe im Pinzgau. Das Skigebiet Leogang/Saalfelden ist mit dem Skigebiet Saalbach/Hinterglemm verbunden, mit einer Skikarte stehen den Skifahrern über 200 Pistenkilometer in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung. Auch Varianten- und Freerider kommen auf ihre Kosten. Die neue Saison startet am 30. November. Neuerungen gibt es einige, wie zum Beispiel einen neuen Sechser-Sesselift. Besonders ehrgeizige Skifahrer können einen Parcours mit Zeitmessung fahren. Der Lauf wird mitgefilmt und man kann nachher seinen Fahrstil online analysieren. 

Historisch interessant ist ein Ausflug zum Birnbach-Loch, dem niedrigsten Gletscher Mitteleuropas. Es ist ein Ausflug in eine andere Zeit. Überall sieht man alte Holzrutschen. Sie stammen aus einer Zeit, als es noch keine elektrischen Kühlanlagen gab und Eisblöcke vom Gletscher abgebaut wurden. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Eisblöcke zuerst über die Holzrutschen ins Tal und dann nach München gebracht, genauer gesagt zu den Brauereien, um Bier zu kühlen. Bis zu 100 Arbeiter waren mit dem Schneiden, der Beförderung und der Verladung des Eises beschäftigt. Das Birnbach-Loch ist nicht nur ein spannender und eisiger Zeitzeuge, sondern auch eine wenig erforschte Höhle. 

Vom Berg hinunter kommt man nicht nur auf den Skier. Wer Abenteuer mag, kann auch mit dem Flying-Fox XXL, einer Stahlseilrutsche, ins Tal fliegen. Das ist dann der etwas andere Einkehrschwung. (Marie-Theres Egyed, derStandard.at, 28.11.2012)