Zürich - Eine Antikörper-Gruppe, die zur Behandlung der Immunkrankheit Psoriasis verwendet wird, kann die krankhaften Gehirnveränderungen bei Alzheimer-Mäusen deutlich verbessern. Dies zeigt eine deutsch-schweizerische Studie. Ein Forschungsteam um Frank Heppner von der Berliner Charite und Burkhard Becher von der Universität Zürich konnte zeigen, dass sich weniger Amyloid-Eiweiße im Gehirn von Mäusen ablagern, wenn bestimmte Immunbotenstoffe ausgeschaltet werden. Dies berichten die Forscher in der Online-Ausgabe des Fachjournals "Nature Medicine".

Eine erhöhte Immunreaktion gilt sowohl als Ursache wie auch als Folge von Alzheimer. Doch bisher war unklar, ob die Botenstoffe der Immunantwort - die Zytokine - zur Ausprägung der Krankheit beitragen. Diese offenbart sich vor allem durch krankhafte Ablagerungen von Eiweißen im Gehirn, zum Beispiel Amyloid-beta.

Studie

Für die Untersuchung waren Mäuse gentechnisch verändert worden, sodass sie Alzheimer-ähnliche Gehirnveränderungen aufwiesen. Wenn den Mäusen jedoch blockierende Antikörper gegen das Immunmolekül p40 verabreicht wurden, linderten sich die Symptome und sie zeigten in Verhaltenstests bessere Gedächtnisleistungen, wie die Uni Zürich mitteilte.

Die Erkenntnisse hätten auch Relevanz für Menschen, erklären die Forscher laut Aussendung. Der Spiegel des p40-Moleküls ist in der Hirnflüssigkeit von Alzheimer-Patienten erhöht - einer neuen US-amerikanischen Studie zufolge auch im Blutplasma. Somit verspricht dieser Ansatz sowohl bei der Vorbeugung wie der Therapie der Erkrankung Potenzial, schreibt die Uni.

Obwohl die komplexe Rolle dieser Botenstoffe weiter erkundet werden müsse, würden die Ergebnisse den Schritt in klinische Studien beim Menschen rechtfertigen, so die Forscher. Dafür suchen sie nun einen geeigneten Industriepartner. "Aufgrund der Datenlage und Erfahrungswerte zur Verträglichkeit des Medikaments kann nun eine klinische Studie ohne Verzögerung angegangen werden", sagen die Forscher. "Jetzt geht es darum, den neuen Therapieansatz rasch an den Patienten zu bringen."

Hintergrund

Die Alzheimer-Erkrankung zählt zu den häufigsten Ursachen einer Demenz. Weltweit wird mit einer Verdoppelung der Patientenzahl innerhalb der nächsten 20 Jahre gerechnet. Gegen Psioriasis oder Schuppenflechte wird bereits ein Medikament eingesetzt, das die p40-Untereinheit unterdrückt. (APA/red, derStandard.at, 26.11.2012)