Kam 1975 nach Salzburg zum Residenz-Verlag und führt das Konzept seit 2000 im eigenen Verlag weiter: Jochen Jung.

Foto: Eva-Maria Repolusk

Salzburg - Um Literatur hat sich Jochen Jung schon immer gekümmert. 1942 in Frankfurt am Main geboren und in Norddeutschland aufgewachsen, studierte er in den Zeiten von außerparlamentarischer Opposition und Studentenbewegung Germanistik und Kunstgeschichte. Danach wurde er Lektor des Moos-Verlags, 1975 kam er zum damals in Salzburg beheimateten Residenz-Verlag, in dem vorwiegend junge Autoren publiziert wurden.

Als Verlagsgründer Wolfgang Schaffler 1989 stirbt, übernimmt Jung auch die Geschäftsführung - bis 2000, dann macht er sich mit dem Verlag Jung und Jung selbstständig. Etliche seiner Dichter hat Jochen Jung bereits in der Residenz-Zeit publiziert: H. C. Artmann, Peter Handke, Alfred Kolleritsch, Gert Jonke, Gernot Wolfgruber, Erwin Einzinger. In seinem Programm findet sich aber auch Ursula Krechel, Trägerin des Deutschen Buchpreises. Daneben ist Jung Literaturkritiker im deutschsprachigen Feuilleton: u. a. in der Zeit, dem Berliner Tagesspiegel und Konkret.

Darüber hinaus gehört Jung zu den Mitorganisatoren des Salzburger Literaturfests und betätigt sich auch selbst als Schriftsteller: Die Märchensammlung Ein dunkelblauer Schuhkarton (2000), der Erzählband Täglich Fieber (2003), der Roman Venezuela (2005), die Novelle Das süße Messer (2009) sowie zuletzt "die Geschichte" Wolkenherz (2012) erschienen allesamt im Innsbrucker Haymon-Verlag. Letztere stellt der Autor heute mit einer Lesung in Salzburg vor.

Wolkenherz will weder Roman noch Erzählung sein, irgendwie könnte der schmale Band auch aus den Märchen von Ein dunkelblauer Schuhkarton stammen. Jung erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der versucht, dem Begräbnis seiner Mutter zu entkommen. Statt zu ihrer Beerdigung fährt Protagonist Jonathan Jensen in den Herkunftsort seiner Mutter, ein kleines Dorf an der Küste im äußersten Norden Deutschlands. Dort begegnet er der Natur und drei wundersamen Frauen - die Mutter im Rollstuhl, die Tochter im mittleren Alter, die junge Untermieterin.

Alle drei schenken ihm Aufmerksamkeit und Beachtung, weniger angenehm ist, dass Jensen von drei Strandrowdys zusammengeschlagen wird. Jung wuchs übrigens in der schleswigschen Küstenstadt Eckernförde auf. Lesung und Gespräch, einführende Worte vom Berliner Literaturkritiker und Mitbegründer des ersten deutschen Literaturhauses, Herbert Wiesner. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 27.11.2012)