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Kommunistin Elke Kahr (51) erobert in Graz Platz zwei.

Foto: APA/Hochmuth

Das verlegene Lächeln, mit dem sie die eigene Popularität herunterspielt, hat die KPÖ-Wohnungsstadträtin Elke Kahr mit ihrem Vorgänger Ernest Kaltenegger gemeinsam. Bis zuletzt wollte sie den guten Umfragewerten im Wahlkampf nicht glauben und hoffte, "wenigstens den Stadtsenatssitz zu halten".

Im Blitzlichtgewitter tut sie sich schwer, im persönlichen Gespräch mit Menschen nicht - das ist die 1961 geborene seit Jahrzehnten gewohnt. Seit Mitte der Neunzigerjahre ist sie, lange Zeit im Schatten von Kaltenegger, in der Mieterberatung der KPÖ aktiv. Basisarbeit, die sich bezahlt machte, im politischen Sinn, nicht im finanziellen. Denn wie alle steirischen KPÖ-Funktionäre verzichtet Kahr auf einen Teil ihres Gehalts, der in einen Sozialfonds eingezahlt wird. Das Geld wird an Leute ausgezahlt, die sich Miete oder Heizung nicht leisten können. 2200 Euro ist die Gehaltsobergrenze, Kahr nimmt traditionell nur 1800, weil sie damit gut auskomme, wie sie betont.

1993 zog Elke Kahr in den Gemeinderat, 2005 übernahm sie als Stadträtin das Wohnungsreferat, weil Kaltenegger in den Landtag wechselte.

Kahr wurde von ihrer leiblichen Mutter nach der Geburt zur Adoption freigegeben. In einem Kinderheim gab man ihr wegen ihres "sonnigen Gemüts" den Spitznamen "Sonny", der ihr bis heute bei Freunden und Genossen blieb. Adoptiert wurde sie von einem Schlosser und einer Hausfrau, sie wuchs in einem Arbeiterviertel von Graz auf.

Nach der Hak-Abendmatura arbeitete die spätere Kommunistin ausgerechnet bei einer Bank, und zwar der Kontrollbank. Als diese in Graz schloss, war sie einige Jahre arbeitslos. Erst danach, 1985, wurde Kahr Mitglied der KPÖ, wo sie ihren Lebensgefährten traf: Seit 1988 sind der ehemalige KPÖ-Landesparteivorsitzende Franz Stephan Parteder, der als Mastermind hinter Kaltenegger galt, und Kahr ein Paar. Der gemeinsame Sohn wurde 1990 geboren.

Der Einsatz des Paares in der Partei lässt wenig Freizeit übrig. Wenn doch, reist man in skandinavische Länder und auf die britischen Inseln. Kahr liest gerne und ist immer für einen Viererschnapser zu haben.

Wie ihr "Fünf-Jahres-Plan" für Graz aussieht? Kahr verweist aufs Wahlprogramm: Erstgereiht sind ein Sonderwohnbauprogramm, ein Fonds für jene, die keine Kautionen für Wohnungen zahlen können, sowie Wohnbausanierung. Und: Es gelte zu verhindern, dass Gemeindewohnungen verkauft werden. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 25.11.2012)