Diverse vorinstallierte Apps blenden Werbebanner ein.

Foto: Owen Williams

Ein Teil von Microsofts neuem Betriebssystem Windows 8 wurde beim allgemeinen Rummel zum Start ganz außer Acht gelassen: Die Werbung. Eine ganze Reihe der vorinstallierten "Modern UI"-Apps zeigen bezahlte Banner an, auf denen für Produkte und Dienstleistungen geworben wird.

Microsoft weist auch auf seiner deutschen "Advertising"-Seite auch explizit auf die mögliche Platzierung von Werbung in den mitgelieferten Programmen hin. Unklar ist derzeit, inwieweit die Auslieferung in einzelnen Ländern schon angelaufen ist.

Werbung trotz Bezahlung

Die Apps, in denen Werbebanner auftauchen, sind laut The Next Web Games, Nachrichten, Finanznews, Reisen, Sport, Wetter als auch Xbox Music. Während die eine Seite der User damit kein Problem zu haben scheint, fühlen sich andere übergangen und sind sauer auf Microsoft, wie sich auf Social Networks sowie in Blogs und Foren nachlesen lässt.

Die Kritik ist freilich nicht unberechtigt. Windows 8 ist zwar wesentlich billiger als seine Vorgänger und kostet - wenn man auf die Inflationsanpassung verzichtet - ungefähr soviel wie die allererste Ausgabe aus dem Jahr 1985, kostenlos ist das System jedoch nicht. Die Anzeigen sind außerdem nicht optional, lassen sich also nicht einfach so abstellen.

Ähnliches Vorgehen auch bei Xbox

Ein Vorgehen Seitens Microsoft, das nicht neu ist, wie man bei The Next Web anmerkt. Auch im Dashboard der Xbox wird Werbung angezeigt, die beim eingehen eines kostenpflichtigen Abos für den Xbox Live-Dienst oder Xbox Music nicht verschwindet.

Noch dieses Jahr dürften User zudem mit zehn- bis fünfzehnsekündigen Clips im Stile von TV-Werbespots beglückt werden, wenn sie eine Streaming-App öffnen. Das macht insofern Sinn, als das die Microsoft-Konsole in den USA laut einer vor knapp einem Jahr durchgeführten Erhebung von Freewheel abseits von PC, Mac und Fernsehgeräten das beliebteste Abspielgerät für digitale Videos ist.

Finanzierung für integrierte Nachrichtendienste

Gerätselt wird nun um den langfristigen Zweck der Anzeigen. Windows-Blogger Günter Born hält die Reklame gegenüber pressetext hauptsächlich für eine Art der Gegenfinanzierung für die Dienste, die hinter den verschiedenen Nachrichtenprogrammen stehen. Auswirkungen auf den Preis des Systems sieht er keine. Die Werbeeinblendung an sich beurteilt Born auch nicht als problematisch, er befürchtet allerdings mögliche Datenschutzprobleme, sollten hierfür Informationen über den User gesammelt und übermittelt werden.

Wird Windows ein Freemium-System?

Eine weitere Überlegung, die etwa der Techjournalist Owen Williams anstellt, ist, dass Microsoft mit der Werbeintegration möglicherweise ein Freemium-Modell für Windows austestet. Das würde bedeuten, dass zukünftige Windows-Ausgaben möglicherweise in einer werbefinanzierten Grundversion kostenlos oder stark verbilligt erhältlich sein könnten und die Nutzer für zusätzliche Funktionen bezahlen.

Eine Option, die ihm jedoch ganz und gar nicht zusagt. "Momentan haben Microsofts grundlegene Applikationen bereits Werbung integriert. Ich frage mich, was als nächstes kommt? Werbung in meinen E-Mails?", so Williams. Er wünscht sich eine Möglichkeit, die Reklame zu deaktivieren - so wie es etwa bei den Einblendungen am Sperrbildschirm Amazon-Tablet Kindle Fire gegen eine einmalige Gebühr möglich ist. (red, derStandard.at, 25.11.2012)