Grafik: So wählte Graz.

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Grafik: Das Wahlergebnis nach Bezirken.

Grafik: DER STANDARD

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KPÖ-Spitzenkandidatin Elke Kahr bei der Stimmabgabe am Sonntag. Ihre Partei gewinnt massiv dazu und erreicht den zweiten Platz.

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Bürgermeister Siegfried Nagl hat eine schwierige Koalitionssuche vor sich.

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Graz - Wenn der Sieger schon feststeht, ist das Rennen um Platz zwei umso spannender. So offen wie diesmal war es in Graz noch nie. Und das bis zuletzt.

Als das vorläufige Endergebnis gegen 19 Uhr über die Monitore flimmerte, war klar: Siegerin der Wahl am Sonntag ist Elke Kahr von den Grazer Kommunisten. Die 51-jährige Wohnungsstadträtin hatte schon bei der Stimmabgabe auf ein gutes Omen gehofft, gab sie ihre Stimme doch im Sprengel 05/13 ab: "05 steht für die Liste 5 der KPÖ, 13 Prozent ist jenes Ergebnis, mit dem die KPÖ ihr Wahlziel erreicht und den Sitz in der Stadtregierung halten kann."

Geworden sind es dann 20,1 Prozent; ein Plus von 8,9 Prozent und Platz zwei hinter der ÖVP, die mit 33,48 Prozent weit hinter den Prognosen zu liegen kam. Nach der Verkleinerung der Stadtregierung blieb es bei den Kommunisten aber bei nur einem Regierungssitz, die ÖVP verlor hingegen ein Stadtsenatsmitglied.

Die Motive

Sorgen dürfte den schwarzen Parteistrategen aber die Analyse des Motivforschungsinstites Sora bereiten. Demnach konnten die Grazer Schwarzen vor allem bei den über 60-Jährigen punkten: In diesem Wählersegment erreichten man 55 Prozent der Stimmen; bei den Jungen weniger als die Kommunisten. In dieser Gruppe der unter 30-Jährigen reüsierten vor allem die Grünen, die hier mit 26 Prozent stärkste Kraft geblieben sind.

Eine Befürchtung der KPÖ ist nicht eingetreten: Trotz Öffnung der Gemeindewohnungen - noch unter Ressortchef Kaltenegger - für Ausländer blieben die Wähler. Die KPÖ wurde gerade in solchen Bezirke stark. In Gries kam die KP sogar erstmals auf Platz eins. Aber auch in klassisch bürgerlichen Gegenden wie etwa Geidorf erreichten die Dunkelroten einen Zweier vor dem Ergebnis, in Jakomini waren es fast 26 Prozent.

SPÖ als Verlierer

Mit 15,3 Prozent und dem Verlust eines Regierungssitzes zählen auch die Sozialdemokraten zu den Verlierern. Martina Schröck startete als Spitzenkandidatin mit einem gewaltigen Handicap. Sie ist seit 2008 die siebte SP-Chefin. Die Partei sei "noch nicht gesund", sagt sie zu dem historischen Tief. 2017 möchte sie aber um den ersten Platz kämpfen. Vom zweiten war sie heuer um Längen entfernt.

Weit weg vom zweiten Platz landeten auch die Freiheitlichen unter Mario Eustacchio. Mit 13,9 konnten die Blauen zwar zulegen, blieben aber abgeschlagen auf Platz vier.

Auch im Rennen um die Proteststimmen blieb die FPÖ hinter der KPÖ. Mit den Kommunisten gemeinsam hat die FPÖ ihre Wählerstruktur: Die Wähler beider Parteien sind mehrheitlich Männer. VP, SP und Grüne haben dagegen mehrheitlich Frauen als Wählerinnen.

Grüne mit Minus

Die Grünen, nach der Koalition mit der ÖVP ebenfalls im Minus, konnten zumindest den Sitz in der Stadtregierung halten. Genau das war die Vorgabe von Landessprecher Werner Kogler. Er schließe eine Personaldiskussion um Lisa Rücker aus, sagt er zum STANDARD.

Mit einem Sitz werden die Piraten erstmals in das Grazer Rathaus einziehen. Das BZÖ mit Nationalratsabgeordneten Gerald Grosz an der Spitze wurde abgewählt - von zwei auf null Mandate. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2012)