Podgorica - Zwei führende montenegrinische regierungskritische Tageszeitungen - "Vijesti" und "Dan" - sind von der Schwester des designierten Ministerpräsidenten Milo Djukanovic verklagt worden. Die beiden Blätter hatten wiederholt ausführlich über die Ergebnisse der US-Ermittlungen zur Korruption beim Verkauf der montenegrinischen staatlichen Telekom an die Magyar Telekom, eine Tochter der Deutschen Telekom, im Jahr 2005 berichtet.

Darin hieß es, dass Magyar Telekom drei montenegrinische Funktionäre, darunter die Schwester eines Spitzenfunktionärs, mit 7,35 Mio. Euro bestochen habe. Ana Kolarevic, die Schwester von Djukanovic, war bei der Privatisierung der Telekom als Anwältin tätig. Sie wies die Bestechungsvorwürfe zurück und will von den zwei Tageszeitungen wegen "erlittener seelischer Schmerzen" nun 200.000 Euro als Entschädigung.

Kolarevic wurde im September von Milo Djukanovic auch vor einem parlamentarischen Ermittlungsausschuss in der Causa Telekom in Schutz genommen. Er habe keine Kenntnisse über Korruption, bei der Telekom-Privatisierung habe es sie nicht gegeben, erklärte er damals.

Kolarevic reichte ihre Klage gegen die beiden Tageszeitungen, wie heute bekannt wurde, am 9. November ein, jenem Tag als Milo Djukanovic erneut mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. Vom "Vijesti"-Chef Zeljko Ivanovic wurde dies als Ankündigung gedeutet, dass Djukanovic die Verfolgung unabhängiger Medien fortzusetzen gedenkt. Der stellvertretende Chefredakteur von "Dan", Nikola Markovic, glaubt andererseits, dass die Klage eher die Schwäche des Regimes von Djukanovic an den Tag lege. (APA, 23.11.2012)