Die erste Rolligkeit bei Katzen abzuwarten, ist vor allem bei freilebenden Katzen nicht sinnvoll.

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derStandard.at: Weshalb ist eine Kastration oder Sterilisation bei männlichen oder weiblichen Katzen sinnvoll?

Wistrela-Lacek: Die Kastration der Katze wird als aktiver Tierschutz angesehen: Das Vermeiden von ungewollter Vermehrung schützt vor allem die freilaufenden Katzen vor Überbevölkerung und der Gefahr der Ausbreitung von Katzenkrankheiten wie Leukose, FIP, Katzenseuche. Wer allerdings die Duftmarke seines Stubentiger und das Gemaunze seiner rolligen Wohnungskatze erstmals miterleben darf, hinterfragt die Notwendigkeit der Kastration der normalen Hauskatze auch nicht lange. Natürlich sind auch die gesundheitlichen Vorteile der Kastration zu erwähnen

derStandard.at: Sind Tierhalter gesetzlich verpflichtet freilaufende Kater und Katzen operieren zu lassen?

Wistrela-Lacek: Seit 2005 ist die Kastrationspflicht für freilaufende Katzen und Kater im Gesetz verankert - ausgenommen hiervon sind nur Tiere, die zur kontrollierten Zucht verwendet werden oder als Streunertiere definiert werden können.

derStandard.at: Welcher Eingriff wird bei einer Kastration vorgenommen, was passiert bei einer Sterilisation?

Wistrela-Lacek: An sich wird bei beiden Geschlechtern nur die Kastration durchgeführt: damit ist das operative Entfernen der Hoden, bzw. der Eierstöcke und Teile der Gebärmutter gemeint. Die Sterilisation - das Unterbinden der Samenleiter bzw. der Eileiter verhindert zwar die Fortpflanzungsfähigkeit, beeinflusst aber nicht das geschlechtsspezifische Verhalten wie die Rolligkeit, das Markieren oder die möglichen gesundheitlichen Probleme.

derStandard.at: Gibt es Unterschiede bei den Geschlechtern bei dem Zeitpunkt der Geschlechtsreife?

Wistrela-Lacek: Im Schnitt werden Katzen im vierten bis achten Lebensmonat geschlechtsreif, wobei aber die körperliche Entwicklung erst einige Monate später abgeschlossen ist. Ausnahmen stellen einige Katzenrassen dar, die häufig erst mit 12 bis 21 Monaten in die Geschlechtsreife eintreten. Verschiedenen Faktoren wie Jahreszeit, Tageslichtdauer, Haltung, Körperkondition und Rasse können den Eintritt in die Geschlechtsreife beeinflussen.

derStandard.at: Ab welchem Alter dürfen Kater oder Katzen kastriert oder sterilisiert werden?

Wistrela-Lacek: Da Katzen bereits ab etwa 4 Monaten geschlechtsreif werden, ist die Kastration ab diesem Zeitpunkt durchaus üblich. Die Empfehlung, die erste Rolligkeit abzuwarten, ist vor allem bei freilebenden Katzen nicht sinnvoll - ebenso ist beim Kater das Einsetzen des absoluten Markierverhalten für den Operationszeitpunkt nicht notwendig.

derStandard.at: Wie lange dauert die Heilung, wenn die Operation gut verläuft?

Wistrela-Lacek: Der normale Heilungsverlauf bei der Kätzin dauert in etwa zehn bis 14 Tage und endet mit dem Nähteentfernen . Da die Kastrationswunden beim Kater zumeist nicht genäht werden müssen, kann man nach etwa 3 -5 Tage ein problemloses Abheilen beobachten. In dieser Zeit empfiehlt es sich, besondere Hygiene auf der Katzentoilette walten zu lassen.

derStandard.at: Dicker Kater, Katze mit Hängebauch: Muss das nach der Operation passieren? Wie kann man das Tier fit halten?

Wistrela-Lacek: Durch die Kastration verändert sich der Hormon- und Stoffwechselhaushalt der Katzen bereits nach sehr kurzer Zeit - was zu einer Abnahme des eigentlichen Erhaltungsbedarf an Energie führt. Außerdem sind Katzen zum Zeitpunkt der Kastration meist fast ausgewachsen, was ebenfalls eine gewisse Reduktion des Kalorienbedarfes mit sich bringt. Deswegen sollte schon mit dem Kastrationstermin die Ernährung entsprechend angepasst und reduziert werden. Das gilt besonders für Kater, die im Vergleich zu Katzen fast acht Prozent mehr an Gewicht zulegen.

derStandard.at: Stimmt es, dass kastrierte Katzen älter werden können?

Wistrela-Lacek: Die längere Lebenserwartung ergibt sich aus der verringerten Gesundheitsgefährdung der kastrierten Katze: So ist beim als Freigängern gehaltenen Kater die Kastration eigentlich als aktiver Tierschutz anzusehen - der kastrierte Kater lebt sicherer, da er keine größere Strecken auf der Suche nach der gut riechenden rolligen Katze hinter sich bringen muss.

Damit sinkt auch die Verletzungs- und vor allem die Infektionsgefahr durch Revierkämpfe mit anderen Katzen. Bei der unkastrierten Katze sind die gesundheitlichen Risiken zu erwähnen, die durch Brustkrebs, Gebärmutterentzündungen und Eierstockveränderungen verursacht werden können. (red, derStandard.at, 24.11.2012)