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Tony Hall übernimmt den britischen Gebührenfunk.

Foto: REUTERS/Dylan Martinez

Ein Paukenschlag zur Krisenlösung: Knapp zwei Wochen nach dem Rücktritt von Kurzzeit-General George Entwistle hat die BBC einen neuen Boss. Tony Hall wechselt im März vom Londoner Roy al Opera House zum weltweit bekanntesten öffentlich-rechtlichen Sender. Der 61-Jährige werde die BBC "aus der Krise führen und das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherstellen", hofft Chris Patten, der Vorsitzende des BBC-Aufsichtsrats.

An fast jedem von Entwistles nur 54 Tagen an der Spitze kamen neue Details ans Licht, wie der langjährige BBC-Moderator und DJ Jimmy Savile hunderte Jugendliche sexuell missbrauchen konnte. Und wie Informationen darüber von der BBC unterdrückt wurden.

Das Maß war voll, als das BBC-Magazin Newsnight einen früher hochrangigen konservativen Politiker fälschlich der Vergewaltigung von männlichen Jugendlichen bezichtigte. Dafür musste der Sender dem Mann inzwischen in einem außergerichtlichen Vergleich eine Entschädigung von 229.000 Euro zahlen. Die Summe soll einer Wohltätigkeitsorganisation zugutekommen. Dutzende von Twitter-Usern, die den Namen des Mannes verbreitet hatten, werden nun zivilrechtlich verfolgt.

Hall muss nun versuchen, die Glaubwürdigkeit der BBC wiederherzustellen. Der neue Intendant müsse jetzt "schnell wieder Ordnung herstellen", mahnte die konservative Kulturministerin Maria Miller. Als ehemaliger Mitarbeiter der BBC versteht er die Kultur des Senders. Er beobachtete aber von außen die Kritik an der BBC, etwa, sie sei zu sehr nach innen gewandt, erklärte Patten die Wahl.

Tony Hall begann 1973 beim Sender und war in knapp 30 Jahren bei der BBC zuletzt Nachrichtenchef. Vor 13 Jahren bewarb er sich um den Posten des BBC-Generaldirektors, zog aber den Kürzeren.

Seine elf Jahre als Intendant der berühmten Bühne am Covent Garden gelten unter Kunstkennern als großer Erfolg. Unter seinem musikalischen Leiter Antonio Pappano hat das Haus zuletzt große Triumphe gefeiert. Hall öffnete die traditionell als elitär verschriene Oper für die Öffentlichkeit, setzte stark auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Halls Vorgänger Entwistle steht weiterhin in der Kritik, weil er eine Abfertigungszahlung von einem Jahresgehalt – 562.000 Euro – zugesprochen bekam. Das sei schwer zu rechtfertigen, findet Kulturministerin Miller. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 23.11.2012)