Zeitmessung anno 1915.

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Navitimer, der Fels der modernen Breitling-Ära.

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Chronomatic 1969.

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Die anatomische Darstellung des Manufakturkalibers.

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Jüngster Spross: die Weltzeituhr Unitime und die soeben eröffnete Breitling-Boutique am Wiener Kohlmarkt.

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1884 fertigte der Uhrmacher Léon Breitling bereits seinen einen ersten Chronografen. Und dieses Metier zieht sich bis zum heutigen Tag durch die gesamte Firmengeschichte. Nach eher handwerklich orientierten Anfängen entstand 1892 in La Chaux de Fonds die Uhrenfabrik G. Léon Breitling, welche sich primär der Herstellung von Stoppuhren und Zähler-Chronografen widmete. Aufgrund des Todes des Firmengründers im Jahre 1914 führte der damals 29-jährige Sohn Gaston die Arbeit des Vaters fort. Sein Augenmerk galt verstärkt den Armband-Chronografen.

1915

Natürlich ähnelten auch bei Breitling die Gehäuse früher Armband-Stopper denen von Taschenuhren. Auf der Tagesordnung ist auch der in die Aufzugs- und Zeigerstellkrone integrierte 3-Funktionen-Drücker für Start, Stopp und Nullstellung. Aber davon möchte Gaston Breitling weg. Also forciert er nicht zuletzt aus ergonomischen Gründen eine räumliche Trennung. Der Startschuss für Neues fällt 1915. Von da an offeriert Breitling eines der allerersten Modelle mit einem unabhängigen Chronografendrücker neben der Krone.

Diese Spezies Zeitmesser sollte im weiteren Verlauf der Firmengeschichte die Produktpalette dominieren. Doch 1927 schlug das Schicksal erneut zu. Im Alter von nur 42 Jahren verstarb der Unternehmer. Nun lag die Zukunft in den Händen des Sohnes Willy Breitling, der die Firma unverzüglich in eine Aktiengesellschaft umwandelte.

1934

Der unabhängige Drücker war zweifellos gut. Aber auch hier folgte auf Start und Stopp zwangsläufig die Nullstellung. Das Aneinanderreihen mehrerer Stoppvorgänge war unmöglich. Dieses Manko ließ Willy Breitling und seine Uhrmacher nicht ruhen. 1934 konnten sie das Patent für eine bahnbrechende Neuerung entgegennehmen. Darin stand zu lesen: "Dieser Mechanismus zeichnet sich durch zwei von der Aufzugskrone getrennte Steuerungsorgane aus. Das erste setzt den Zeiger über ein Säulenrad in Gang und hält ihn an. Das zweite stellt den Chronographenzeiger sowie jene der Zähler durch entsprechende Herzhebel auf Null zurück." Besonders Schiedsrichter freuten sich zudem über einen 45-Minuten-Zähler, der genau eine Halbzeit erfasste.

1952

Mit Navy, also Marine, hat die 1952 vorgestellte Chronografen-Legende namens Navitimer nichts, aber auch gar nichts zu tun. Vielmehr wollte Breitling Piloten im Vor-GPS-Zeitalter ihren schwierigen Job der Koordination von Zeit und Navigation erleichtern. Hierfür besaß das Multifunktionsinstrument eine Rechenscheibe, deren Möglichkeiten jene des 1942 lancierten Chronomaten deutlich überstiegen. Breitling pries den Newcomer mit dem Handaufzugskaliber Venus 178 als "persönliches Bordinstrument" und "intelligentes Instrument", mit dem sich unter anderem multiplizieren und dividieren ließ. Mann konnte rasch Durchschnittswerte, Treibstoffverbrauch, durchschnittlichen Höhengewinn, Distanzen beim Aufsteigen und Landen errechnen sowie Kilometer in See- oder Landmeilen umwandeln und umgekehrt. Während circa drei Jahrzehnten erlebte der Ur-"Navitimer" zwar einige Metamorphosen bezüglich des Gehäuses, und die verwendeten Kaliber (Handaufzug, Handaufzug mit Datumsanzeige, Automatik), die vielfältigen Rechenfunktionen blieben unangetastet.

1969

Im Verlauf der 1960er-Jahre brach der Umsatz mit klassischen Handaufzugschronografen förmlich ein. Dem wollten Willy Breitling und sein Erz-Konkurrent Jack W. Heuer mit einer Rotorautomatik begegnen. Zusammen mit einigen technischen Partnern nahm das "Projekt 99" im Jahr 1965 seinen Lauf. Die beiden Initiatoren kümmerten sich um Design, Zifferblätter, Gehäuse und sonstige Komponenten, Büren um ein Uhrwerk mit Mikrorotor und Dubois-Dépraz um das zeitschreibende Schaltwerk. 1968 verliefen die Trageversuche mit den ersten Prototypen positiv. Im Gehäuseinneren fand sich das 31 mm große, 7,7 mm hohe Kaliber 11. Ein Jahr später, genau am 3. März 1969, schlug in Genf und New York parallel die Stunde null. Journalisten berichteten über den weltweit ersten Automatikchronografen mit Planetenrotor. Breitling lancierte ihn als Modell "Chrono-Matic" mit bewusst linksseitig platzierter Krone.

1982

Gegen die Quarz-Revolution konnte in den späten 1970er-Jahren freilich auch diese mechanische Innovation nichts ausrichten. Am 27. August 1979 stand im Branchenblatt L'Information Horlogère Suisse zu lesen, dass Breitling seinen Betrieb komplett einstellte. Doch Willy Breitling wählte den geordneten Rückzug. Im April 1979 unterzeichneten er und Ernest Schneider, Inhaber des Uhrenfabrikanten Sicura einen Vertrag, der die Übernahme der bestens eingeführten Namen Breitling und "Navitimer" beinhaltete. Der nächste Abschnitt in den umfassenden Breitling-Annalen begann am 30. 11. 1982 mit der offiziellen Registrierung des Nachfolgers namens Breitling Montres S. A. und einer Verlegung des Firmensitzes nach Grenchen im Aaretal. Die Zukunft war nicht nur gesichert, sondern sie präsentiert sich strahlender denn je.

2009

Ab 2002 zeichnete sich immer mehr ab, dass Breitling künftig nicht mehr nur auf Eta-Uhrwerke bauen konnte - ein Manufakturkaliber war überfällig. Selbiges debütierte pünktlich zum 125. Firmenjubiläum im Jahr 2009. Das 30 mm große und 7,2 mm hohe B01 bezieht seine Antriebsenergie von einem Zentralrotor. Ein Federhaus speichert Kraft für gut 70 Stunden oder ein bewegungsloses Wochenende. Selbstverständlich erfolgt die Chrono-Steuerung nach Jahren der Abstinenz nun wieder per Schaltrad. Auf Knopfdruck verbindet eine energieeffiziente Reibungskupplung den Stopper mit dem Räderwerk. Ein patentiertes Selbstzentrierungssystem mit neuartigem Herzhebel zur Nullstellung des Chronografenzeigers und des Minuten-Totalisators findet sich ebenso wie ein 12-Stunden-Totalisator sowie ein Fensterdatum. Man beschränkt sich auf nur 346 Werkskomponenten. Jedes Werk muss vor dem Einbau in die Schale zur COSC.

2012

Breitling hat inzwischen vier Manufakturkaliber. Das B02 besitzt einen Handaufzug, das B04 eine GMT-Funktion und das B05 ein Weltzeit-Dispositiv. Woraus sich schließen lässt, dass die Plattform B01 jede Menge Zukunftspotenzial besitzt. Der neue "Transocean Unitime" knüpft an ein Modell von 1951, das allerdings keinen Chronografen besaß. "Unitime" versteht sich dabei als Kürzel für jene Universalzeit, die der nostalgisch anmutende Chronograf auf seinem ausgeklügelten Zifferblatt abbildet. 24 Städtenamen stehen stellvertretend für ebenso viele Zeitzonen rund um den Globus.

Bei Fernreisen lässt sich alles ganz unkompliziert mithilfe der Krone ein- und umstellen. Vor dem Landen wandert die Repräsentantin der anschließenden Aufenthaltszone zur "12". Im Zuge dessen verändern sich auch die zentralen Zeitzeiger, das Datum und der 24-Stunden-Ring. Den Minuten- und Sekundenzeiger tangiert das Prozedere hingegen nicht. An die Sommerzeiten haben die Techniker ebenfalls gedacht. Den universellen, 46 mm großen Schaltrad-Chronografen mit offiziellem Chronometerzertifikat bietet Breitling in Stahl oder Rotgold an. Wenn es sein muss, kann er auch bis 100 Meter tief abtauchen. (Gisbert L. Brunner, Rondo, DER STANDARD, 23.11.2012)