Strafen für Niederlagen: In "Keine Chance" schenken sich die Grissemann/Stermann nichts.

Foto: ORF/Milenko Badzic

Ärzte treten gegen Kranke an.

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Das Publikum sitzt nicht gemütlich auf Plüschsesseln, sondern verfolgt im Stehen das Geschehen.

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Brote nach Gewicht belegt.

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Wien - Vor drei Tagen spielten sie bei "Schnell ermittelt" noch schwules Paar und Verpartnerung, jetzt sind Stermann und Grissemann spinnefeind: "Grinsemann", ätzt Stermann. "Schnauze!", blafft Grissemann. Später wird einer den andern mit grünem Batz überschütten lassen, der andere bestraft mit Kuschelmoonboots und Afrolook-Pepi. Es geht handfest zu, an diesem Abend auf dem Wiener Rosenhügel, wo der ORF die neue Freitagabend-Show "Keine Chance. Die-Stermann-gegen-Grissemann-Show" aufzeichnet.

Fernsehchefin Kathrin Zechner stimmte einer Idee zu, die Produzent Lukas Sturm mit seiner Neulandfilm nun erstmals umsetzt und die laut Grissemann eine "Mischung aus Club 2 und infantilem Kindergeburtstag" sein soll.

Vier Spielstationen

Halle eins wirkt wie eine große Baustelle und vereint vier Spielstationen in sich. Das Publikum sitzt nicht gemütlich auf Plüschsesseln, sondern verfolgt im Stehen das Geschehen. Vorher übt Regisseur Kurt Pongratz "Applaus, schreien und auszucken", dann geht's los: Sechs Kandidaten tragen in zwei Teams sechs Spiele aus. Die Gastgeber sind Paten, lassen sich fürs Verlieren bestrafen und übernehmen den finalen Showdown. Das Siegerteam gewinnt eine Million Cent. Auf Showeinlagen, Musik und anderes Klimbim wird verzichtet.

Rund 150 Gäste wohnen dem Ereignis bei. Sie bekommen Stermann und Grissemann im bekannt-beliebten Spiel mit politischer Unkorrektheit. Heute treten Ärzte gegen Kranke an: "Die Leute werden sagen: Das ist zynisch und menschenverachtend. - Es stimmt!", heizt Grissemann ein. Zuletzt ging der Schmäh mit Fußballer David Alaba schief, der eine Pointe zu seiner Herkunft gar nicht lustig fand. Diesmal fragt Grissemann die an Tinnitus erkrankte Kandidatin Eva, ob darüber Witze erlaubt seien. "Sicher", sagt sie eilig und muss in der Folge einiges einstecken.

Tierschweife befingern

Für Freitagabend ist die Show tatsächlich ein kühnes, am Ende vermutlich um etliche "F"- und "Sch"-Wörter bereinigtes Unterfangen. Das zeigt sich spätestens beim zweiten Spiel, das mit dem Kommando "Schwanz ab!" startet. Ein Fernsehpublikum, das bis dahin eher auf "Topp, die Wette gilt!" hört, könnte irritiert sein, wenn Kandidaten plötzlich Tierschweife befingern und Grissemann einwirft: "Ich muss meinen erst aufrichten."

Beim Skifußball fallen Tore, beim Torwandschießen werden Bälle gefangen, Fernsehszenen zugeordnet, Brote nach Gewicht belegt. Das Publikum ist begeistert: "Die zwei sind Weltklasse, egal, wo du sie hinstellst!", jubelt ein Zuschauer. Da fällt nicht auf, dass die Spiele so keck gar nicht sind. Biedere Vorgänger wie Einer wird gewinnen oder Dalli Dalli boten schon albernere Aufbauten.

Nach zwei Stunden ist es unter Ächzen und Stöhnen im finalen Fight geschafft. "Es ist gar nicht so leicht, leicht zu sein", sagt Stermann. " Am liebsten ORF", flucht Grissemann. Fazit: 90 Minuten gut geschmierte Sinnleere. Oder besser: Schwanz ab! Am 14. Dezember um 20.15, ORF 1. (Doris Priesching, DER STANDARD, 23.11.2012)