Wien - "Geht's dem Kosmos gut, geht's dem Kosmos gut." Und nur ihm. Die Erde nämlich darbt unter ihren Bewohnern. Ein Komet wird auf Kollisionskurs gebracht, eine Fantasie, die Lars von Trier in seinem jüngsten Film Melancholia wahr werden ließ. Jura Soyfer, der heuer seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, kannte in seinem Sciencefiction-Volksstück Der Weltuntergang noch Erbarmen mit den Humanoiden. Hier zieht der Komet aus Mitleid ab, zurück bleiben Menschen in ihrer Schmach, als hilflos, regierungsgläubig und unmündig erkannt worden zu sein.

Regisseur Roman Freigaßner und Oliver Baier haben das 1936 erstaufgeführte Stück um heutige apokalyptische Themenfelder aktualisiert. Premiere war am Dienstag im Rabenhoftheater. Prof. Guck (Heribert Sasse) weiß um den Kometen und ist hier der große Warner. Seine Ochsentour zu den handlungsverantwortlichen Instanzen des Landes bleibt erfolglos: ein populistischer Volksredner (Baier) will nur Wähler gewinnen, die Ministerriege hat nur Interesse am Buffet, und eine Förderantragstelle erweist sich als korrupt. Dazu schmettert die Band Das Trojanische Pferd ihre krachlederne Musik.

Ein Heer an querfeldein verteilten Bildschirmen (Bühne: Christine Dosch) signalisiert: Nicht die Apokalypse ist hier wichtig, sondern deren mediale Vermarktung. Die Schauspieler (weiters: Pippa Galli und ein in seiner Manie hinreißender Markus Kofler) bewegen sich durch das technoide Schlachtfeld aus Kabeln und Flatscreens, Verstärkerboxen und anderem Stromgerümpel, das das Genre Sciencefiction auf schön unhandliche Weise einlöst.

Eindimensional daran ist lediglich die Omnipräsenz von Fernsehformaten des hiesigen Rundfunks: Die Kometenpanik wird in Form nachgedrehter Sendungen wie ZiB Flash oder Science Busters, der Fernsehansprache des Bundespräsidenten und der unkaputtbaren Seitenblicke-Wortspenden importiert, eine sich bald erschöpfende Idee.

Fad wird es aber nie, dafür passiert einfach zu viel, und das laut genug. Das Trojanische Pferd hätte ruhig noch länger als 80 Minuten wiehern können.   (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 22.11.2012)